Blitz-Marathon zeigt in NRW Wirkung

2200 Beamte waren im Einsatz — und bei Twitter reichlich Nutzer, die Minister Jägers medienwirksame Aktion kommentierten.

Blitz-Marathon zeigt in NRW Wirkung
Foto: dpa

Düsseldorf. „Man muss heute immer und überall mit uns rechnen“, sagt ein Sprecher der Polizei Düsseldorf. Donnerstag war Blitzmarathon — der neunte seit der ersten Runde im Jahr 2010. Die meisten Zwei- und Vierradfahrer waren freilich auf der Hut vor den insgesamt 2200 Polizisten, die sich am Donnerstag in Nordrhein-Westfalen in Sachen angemessener Geschwindigkeit auf die Lauer legten. An welchen Stellen die Beamten blitzen würden, war im Vorfeld bekannt — nur wann genau, das wussten die Autofahrer nicht.

Dennoch sorgte allein die Ankündigung dafür, dass die meisten Chauffeure gesittet fuhren. „Die Lage ist wie jedes Jahr sehr ruhig. Die meisten Leute wissen vom Blitzmarathon“, sagt Manfred Schröder von der Polizei in Essen. Wobei die Betonung auf „die meisten“ liegt. In Hagen rauschten zwei Linienbusse in die Radarfalle — laut Polizei waren sie in einer 30er-Zone mit neun und zehn Stundenkilometern zu schnell unterwegs. Spitzenreiter bis zum Nachmittag war ein 24-Jähriger, der mit 189 Sachen statt den erlaubten 100 auf der A 535 bei Wuppertal unterwegs war. Auf ihn warten nun 600 Euro Geldbuße — und drei Monate als Fußgänger.

Dumm lief es für einen Lkw-Fahrer in Mönchengladbach: Der Mann geriet mit dem Handy am Ohr ausgerechnet in dem Moment in eine Kontrolle, als sein Disponent ihm per Telefon vor dem Blitzmarathon warnte. In der Stadt hatten 135 weitere Fahrer Pech oder vergessen, die Zeitung zu lesen — sie waren trotz aller Vorwarnungen zu flott unterwegs. Allein in Mönchengladbach wurden bis zum Nachmittag rund 5600 Fahrzeuge kontrolliert.

Unumstritten ist die Aktion freilich nicht, die Donnerstag nicht nur in NRW und in 23 weiteren europäischen Ländern, sondern im gesamten Bundesgebiet mit Ausnahme Baden-Württembergs, Niedersachsens, Rheinland-Pfalz’, Sachsens, Mecklenburg-Vorpommerns und des Saarlands ablief. Dort fehlt es schlicht an Beamten, die sich mit den mobilen Messgeräten in die Büsche schlagen könnten.

Eine echte Steilvorlage für die Opposition im NRW-Landtag. „Hauptsache Innenminister Jäger glaubt, dass NRW-Polizisten nicht belastet sind. Statt innere Sicherheit PR-Mätzchen“, twitterte am Donnerstag beispielsweise Armin Laschet, der Chef der CDU-Fraktion im Landtag (@ArminLaschet). Auch Christian Lindner (@c_lindner), Laschets Amtskollege von der FDP, bemühte den Zwitscherdienst für seine Kritik, die gleich fundamental ausfiel: „In NRW braucht keiner Sorge haben, geblitzt zu werden — man steht ja eh nur im Stau .“ Seine Fraktionskollegen (@FDPFraktionNRW) empfohlen per Twitter: „Heute die Wohnung besser doppeltverriegeln! Die Polizei muss für Minister Jäger PR-Fotos machen.“ Der SPD-Minister kontert (nicht per Twitter): „Wer behauptet, das sei reine Abzocke und ein PR-Gag, der hat sich noch nie ernsthaft mit den dramatischen Folgen schwerer Verkehrsunfälle auseinandergesetzt.“

Für den TV-Moderator Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) war die Gefahr des Geblitztwerdens gering: „Ich habe ein intelligentes Auto. Es ist #blitzermarathon — und die Karre springt vorausschauenderweise erst gar nicht an“, twitterte er. Ein User namens @stoewer schrieb: „Mein Vater braucht keine Angst vorm #blitzmarathon haben. Der fährt immer so langsam, der hat die Fliegen auf der Heckscheibe.“ Eine andere Twitternutzerin dürfte sich wohl auf Ärger mit dem Gatten einstellen, sie teilte der Welt Folgendes mit: „Mein Mann wurde geblitzt, der Depp!“ @RaulRadon nahm die ganze Sache sportlich: „Heute gibt’s wieder Bewerbungsfotos on the go.“

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