Aus für Quelle: Tausende stehen auf der Straße

Das Versandhaus wird abgewickelt – 82 Jahre nach der Gründung. Ungewisse Zukunft für die Beschäftigten.

Fürth/ Nürnberg. Das Ringen um Quelle war vergeblich: 82 Jahre nach der Gründung ist das Versandhaus am Ende. Sämtliche Rettungsbemühungen für das insolvente Unternehmen sind gescheitert, die meisten der 10.500 Beschäftigten werden ihre Stelle verlieren.

"Nach intensiven Verhandlungen mit einer Vielzahl von Investoren sehen Insolvenzverwalter wie Gläubigerausschuss jetzt keine Alternative zur Abwicklung von Quelle Deutschland mehr", teilte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg mit. Als Grund nannte er die gescheiterten Verhandlungen über die Finanzierung des Versandgeschäfts, das sogenannte Factoring.

"Das ist für die betroffenen Menschen und ihre Familien eine Riesen-Katastrophe", sagte Quelle-Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel. Bis zuletzt habe sich das niemand vorstellen können. Noch am Vorabend hatte Sindel im Gläubigerausschuss für eine Lösung gekämpft.

"Obwohl ich nie aufgebe, mache ich mir jetzt keine Hoffnungen mehr", sagte er enttäuscht. Auch viele schockierte Quelle-Beschäftigte sehen keine Perspektive mehr.

Laut Görg soll Quelle in wenigen Wochen abgewickelt sein. Die meisten der verbliebenen Mitarbeiter werden schon zum 1.November keinen Lohn mehr erhalten. Nochmals 4.000 bis 5.000 Menschen verlieren ihren Job.

"Wir werden uns aber sehr bemühen, einen geordneten Ausverkauf zu machen", sagte Görg. Von Anfang an war geplant, rund ein Drittel der 10.500 Arbeitsplätze bei der Arcandor-Tochter Primondo mit ihrem Flaggschiff Quelle abzubauen.

Der Kundenverlust war laut Görg der wichtigste Grund für das Aus bei Quelle. "Was wir am wenigsten erwartet hatten, war der kontinuierlich sinkende Umsatz." Beim Kaufpreis sei man "nicht anspruchsvoll" gewesen. Görg sagte, man wolle nun so viel wie möglich an Substanz retten.

In der Politik begann unterdessen die Suche nach Schuldigen. Während Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) darauf verwies, "das Menschenmögliche getan" zu haben, warf die bayerische SPD Seehofer und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine Mitschuld vor. Der Staat hat immerhin gute Karten, die 50 Millionen Euro, die er für den Massekredit bereitgestellt hat, zurückzubekommen. Die Forderungen werden vorrangig bedient.

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