Analyse: CDU vergibt Tickets für den Bundestag

In Essen stellt der Parteitag die Landesliste auf. Regionalproporz spielt große Rolle.

Düsseldorf. Mit einer seltsamen Mischung aus Selbstvertrauen undUnruhe geht die nordrhein-westfälische CDU in ihren Parteitag amSamstag in Essen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ist alsLandesparteichef zwar unumstritten, muss nun aber erstmals seit seinemgroßen Erfolg bei der Landtagswahl im Mai 2005 parteiinterne Krisenbewältigen. Dass ihm dies gelingen wird, bezweifelt niemand. Doch eswird auch Opfer geben.

Denn in Essen stellt die Partei ihre Landesliste für dieBundestagswahl auf. Das ist ein deutlicher Gradmesser, wer welcheWertschätzung sowohl der Basis als auch des Vorsitzenden Rüttgersgenießt. Dass dies oft eine Wechselbeziehung ist, beweist das BeispielNorbert Lammert.

Der Bundestagspräsident ist der gerade erstausgeschiedene Chef des mächtigen CDU-Bezirks Ruhr, hat sich in Berlineinen großen Namen gemacht und gilt seit eh und je als mächtigesSprachrohr der NRW-Bundestagsabgeordneten. An ihm kommt auch Rüttgersnicht vorbei, auch wenn beide nicht die besten Freunde sind. Lammertsteht unangefochten auf Platz 1 der Liste. Ungefährdet sind auchgestandene Größen wie Roland Pofalla (Platz 2), Peter Hintze (Platz 4),Norbert Röttgen (5) oder auch Wolfgang Bosbach (7). Doch alle anderenPlätze sind dem Regionalproporz geschuldet, weniger der Reputation oderder tatsächlichen Bedeutung.

So landet etwa Cajus Julius Cäsarauf dem guten Listenplatz 20, Laurenz Meyer auf der höchst unsicherenPosition 35. Nun hat Cäsar zwar einen klangvollen Namen, ist aber inseiner Bundestagszeit nie über den Status eines Hinterbänklershinausgekommen, wird dafür aber von seinem Bezirk Ostwestfalen-Lippegetragen. Meyer hingegen hat eine durchaus bemerkenswerteParteikarriere gemacht (siehe Kasten), ist aber bei seiner Basis imRuhrgebiet nicht sonderlich beliebt. Rüttgers hätte ihm helfen können.Aber er hat auch schon so genug Probleme mit seinen Parteifreunden vonder Ruhr.

Dort gibt es immer noch großen Unmut darüber, dassOliver Wittke wegen seiner Führerscheindelikte den Sessel desVerkehrsministers räumen musste, der Job aber nicht mit jemanden ausdem Revier, sondern mit einem Niederrheiner (Lutz Lienenkämper) besetztwurde. Es ist also Dampf im Kessel. Wo er sich entlädt, wird sich amSamstag in Essen zeigen.

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