Ärzte werden in NRW Mangelware

Viele Mediziner verabschieden sich in den Ruhestand.

Düsseldorf. Gut jeder dritte Hausarzt in NRW könnte in den kommenden zehn Jahren aus Altersgründen seine Praxis aufgeben. Ärzte, Kassen und Politik sind jetzt gefragt, intelligent gegenzusteuern, um Versorgungsnotstände vor allem auf dem Land und in sozialen Brennpunkten der Städte zu vermeiden. Denn hier wollen sich nur wenige Ärzte niederlassen.

Rund 43 Prozent der Hausärzte in NRW waren im Herbst 2011 schon älter als 55 Jahre. Das sind knapp 5000 der gut 11 000 Hausärzte landesweit. Wenn sie sich zur Ruhe setzen und einen Nachfolger suchen wollen, könnte ein neues Verteilungsschema die Kluft zwischen der Versorgung in den attraktiven Stadtkernen und an der Peripherie mildern. Daran soll im gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Kassen gefeilt werden.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung strebt kleinere Planungsregionen für Hausärzte und größere für Fachärzte an. Den Angaben zufolge kommen heute im Bundesdurchschnitt rund 1700 Menschen auf einen Hausarzt — künftig sollen es 1500 sein. Auf dem Papier waren fast alle Bezirke in NRW zum Jahresende 2010 quer durch die verschiedenen Fachrichtungen mit einer Arzt-Quote von 110 Prozent statistisch überversorgt.

Die Zahlen täuschen aber. Auf dem Land und in den unattraktiveren Stadtteilen klagen Patienten, die einen Facharzt aufsuchen wollen, teilweise über sehr lange Wartezeiten. Ein massives Versorgungsproblem gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums vielerorts vor allem bei der psychotherapeutischen und psychiatrischen Versorgung. Lange Wartezeiten gebe es aber auch bei vielen Augenärzten, in der Rheumatologie, Orthopädie oder Neurologie. Dort fehle es derzeit an einer realistischen Bedarfs- und Versorgungsplanung.

An sozialen Brennpunkten gebe es darüber hinaus Probleme, Kinderarztpraxen nachzubesetzen. Eine Verbesserung im Kampf gegen Ärztemangel erhofft das Ministerium durch die Aufhebung der Residenzpflicht. Ärzte müssen nun nicht mehr nahe ihrer Praxis wohnen. Kleine Orte im Umfeld attraktiver Städte könnten dadurch für Arztfamilien interessant werden.

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