Schule in NRW Ärgernis Schultoilette: Landesprogramm soll Abhilfe schaffen

Vielerorts werden Schultoiletten saniert. Das reicht aber nicht, um ein Dauerärgernis zu beseitigen. Häufigeres Putzen sei nötig, fordern Eltern. Aber auch die Schüler müssen mitmachen, mahnen Lehrer.

Dreckige und kaputte Schultoiletten sind für Schüler, Eltern und Lehrer ein Ärgernis.

Dreckige und kaputte Schultoiletten sind für Schüler, Eltern und Lehrer ein Ärgernis.

Foto: Roland Weihrauch

Essen. Es riecht übel in den Kloräumen, der Fußboden hat Risse und die Schüsseln verstopfen: Kaputte und schmutzige Schultoiletten sind ein Dauerärgernis für Schüler, Lehrer und Eltern. „Die Schüler beschweren sich, weil es stinkt und Eltern berichten, dass ihr Kind in der Schule nicht zum Klo gehen will“, sagt Martin Fey, Schuleiter der Duisburger Grundschule Zoppenbrückstraße. Aber an Feys Schule hat sich was getan: eine Toilettenanlage wurde bereits komplett saniert. Die zweite soll mit Hilfe des NRW-Förderprogramms „Gute Schule 2020“ saniert werden.

Insgesamt stehen den Kommunen aus dem Programm zwei Milliarden Euro zur Verfügung, um die gesamte Infrastruktur der Schulen zu sanieren und zu modernisieren - nicht nur die Sanitäranlagen. „Man könnte das Programm auch „Gute Toilette 2020“ nennen“, sagt Christina Herold, Vorsitzende der Landeselternkonferenz. Es sei ein Armutszeugnis für NRW, dass ein Großteil des Geldes für Toilettensanierungen ausgegeben werden müsse.

In Essen hat die Stadt ein „Schultoilettenprogramm“ beschlossen. Noch in diesem Jahr bekommen elf Schulen neue Sanitäranlagen, im kommenden Jahr zwölf weitere. Dafür hat die Stadt bis zum Jahr 2021 6,5 Millionen Euro eingeplant. Mit dem Geld werden Toilettenanlagen saniert oder gleich ganz abgerissen und neu gebaut, wie eine Sprecherin der Stadt berichtet.

Aber auch neue Toilettenanlagen bleiben nicht von selbst sauber. Es sei nötig, die Klos häufiger als einmal täglich zu putzen, forder Elternvertreterin Herold. In Essen hat sich eine Probephase mit zwei Reinigungen pro Tag an Ganztagsschulen bereits bewährt. Dafür hat die Stadt eine Million Euro bereitgestellt.

Aber nicht jede Kommune kann es sich leisten, eine zusätzliche Reinigungskraft zu finanzieren. Dann helfen oft Fördervereine aus, die Geld von Eltern einsammeln. Diese Art der Finanzierung muss aber eine freiwillige Spende sein. „Es ist nicht zulässig, dass Eltern Pflichtabgaben leisten“, so eine Sprecherin des Bildungsministeriums.

Die Landeselternkonferenz lehnt eine Kostenbeteiligung für die Reinigung von Klos ab. Zum einen, weil Eltern schon für Bücher oder Kopien zu Kasse gebeten. Fördervereine seinen generell nicht dafür da, das Putzen von Klos zu finanzieren, findet Herold. Die Vereine sollten helfen, zusätzliche Lernangebote zu finanzieren, keine Reinigungen.

Eltern und Lehrer sehen aber nicht nur die Kommunen in der Verantwortung. „Damit Schultoiletten sauber und benutzbar bleiben, sind auch die Schüler in der Pflicht“, mahnt Brigitte Balbach vom Verband Lehrer NRW. Es müsse selbstverständlich sein, dass Schüler die Toiletten so hinterlassen, wie sie selber vorfinden wollen.

In Essen gibt es Ideen, wie die Hygiene gemeinsam mit den Kindern verbessert werden kann. Im Rahmen des Projekts „Hygiene als pädagogischer Auftrag“ geben das Schulverwaltungsamt und die schulpsychologische Beratung Tipps, wie funktionierende Schultoiletten sauber bleiben.

Es sind Ideen, die auch ohne mehr Geld funktionieren: klare Regeln mit den Schülern erarbeiten, Toilettendienste verteilen oder die Kinder während des Unterrichts den Schlüssel im Sekretariat holen und sich in eine Liste eintragen lassen. In manchen Schulen gibt es besonders kreative Konzepte: Arbeitsgemeinschaften, die die Toilettenräume nach eigenen Wünschen verschönern oder das Einhalten der Regeln wird von den Lehrern mit „hausaufgabenfrei“ belohnt.

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