Lafontaine: Merkel agitierte für SED

Streit um die Haltung der Linken zur DDR-Geschichte eskaliert.

Berlin. Linken-Chef Oskar Lafontaine hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Streit um die Haltung zur untergegangenen DDR scharf kritisiert. Die Aussage Merkels, sie wolle die Linke auch künftig an deren Haltung zur DDR-Vergangenheit messen, konterte Lafontaine in einem Interview mit "Spiegel Online" mit den Worten: "Die Menschen neigen dazu, ihre eigenen Fehler anderen vorzuwerfen."

Merkel müsse ihre eigene DDR-Vergangenheit aufarbeiten: "Sie war FDJ-Aktivistin für Agitation und Propaganda. Damit gehörte sie zur Kampfreserve der Partei." Merkel sei "ein interessanter psychologischer Fall".

Lafontaine wies den Vorwurf zurück, die Linke habe ihr Verhältnis zur DDR auch 20 Jahre nach dem Mauerfall noch nicht geklärt, und griff die CDU frontal an. "Die PDS hat als eine Vorgängerpartei der Linken die DDR auf vielen Parteitagen und in Papieren aufgearbeitet. Nur die CDU hat das nicht getan. Sie hat das Vermögen zweier SED-Blockparteien geschluckt und deckt ansonsten über ihre Vergangenheit den Mantel des Schweigens."

Lafontaine wollte die DDR nicht als Unrechtsstaat bezeichnen. "Die DDR war kein Rechtsstaat, das ist die viel präzisere Antwort", sagte der Partei- und Fraktionschef der Linken. Er stellte sich hinter Sahra Wagenknecht von der Kommunistischen Plattform der Linken. Auf die Frage, was er davon halte, dass Wagenknecht den Kapitalismus nicht reparieren, sondern überwinden wolle, sagte er: "Das sieht die gesamte Linke so. Wir wollen den Kapitalismus überwinden."

Unterdessen warfen die Gründen den Linken vor, sich den Aufgaben in der Wirtschaftskrise zu verschließen. Das Wahlprogramm zeichne sich durch "relativ viel Gestaltungsverweigerung" aus, sagte Spitzenkandidatin Renate Künast. Die Linken wollen mit radikalen Forderungen nach Vergesellschaftung der Privatbanken, Einführung einer Millionärssteuer und Korrekturen an den Hartz-Reformen in den Bundestagswahlkampf ziehen.

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