Vorwurf der Diffamierung Kremlgegner Nawalny steht in Moskau erneut vor Gericht

Moskau · Begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen ist in Russland der Prozess gegen den Kremlgegner Alexej Nawalny wegen Diffamierung eines Kriegsveteranen fortgesetzt worden.

 Das Polizeiaufkommen vor dem Gerichtsgebäude ist hoch.

Das Polizeiaufkommen vor dem Gerichtsgebäude ist hoch.

Foto: dpa/Alexander Zemlianichenko

Der Oppositionelle wurde am Dienstag aus dem Untersuchungsgefängnis zu einem Gericht im Nordosten der Hauptstadt Moskau gebracht. Dort sei er zu Beginn gut gelaunt aufgetreten, berichteten Journalisten aus dem Gerichtssaal. Es ist der mittlerweile dritte Verhandlungstag. Auf Fotos waren viele Polizisten rund um das Gebäude zu sehen.

Nawalny drohen eine Geldstrafe oder Zwangsarbeit, weil er einen 94 Jahre alten Teilnehmer des Zweiten Weltkrieges beleidigt haben soll. Der Oppositionelle bestreitet die Vorwürfe und sieht den Prozess gegen ihn als politisch motiviert an, um ihn öffentlich als Verbrecher darzustellen und mundtot zu machen.

Nawalny hatte im vorigen Jahr Protagonisten eines Propagandavideos zur umstrittenen Verfassungsänderung als „Verräter“ bezeichnet. In dem Clip machten mehrere Menschen, darunter der Veteran, Werbung für die neue Verfassung, die in der Kritik steht, vor allem dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dauerhaft die Macht zu sichern. Nawalny beruft sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Dem Oppositionellen droht indes weiterer Ärger mit der Justiz. Zu Beginn der Verhandlung wollte die Staatsanwaltschaft Nawalnys frühere Aussagen vor Gericht überprüfen lassen. Er hatte am vergangenen Freitag etwa zu der Richterin gesagt, sie habe wohl den Zuschlag bekommen, weil sie „die gewissenloseste Richterin der Welt“ sei.

„Wir waren gerade bei der Geburt eines neuen Strafverfahrens dabei“, meinte Nawalny den Journalisten zufolge nun. „Wenn Sie denken, dass etwas beleidigend war, sagen Sie mir, was die Beleidigung war.“ Die Richterin wies den Antrag der Staatsanwaltschaft zunächst zurück.

Der 44-Jährige war erst Anfang Februar in einem anderen ebenfalls international kritisierten Prozess verurteilt worden, weil er gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben soll, während er sich nach einem Giftanschlag zur Behandlung in Deutschland aufhalten hatte.

(dpa)
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