Kredithebel — Der Turbo für den Rettungsfonds

Eine neue Idee gegen die Eurokrise sorgt an den Börsen für Euphorie. Doch sie ist nicht ohne Risiko.

Frankfurt. Seit Monaten treiben die Märkte die Politik vor sich her: Kaum ist ein Milliardenpaket zur Rettung klammer Euroländer geschnürt, wittern die Märkte neue Gefahren. Nun macht ein neues Zauberwort die Runde: Kredithebel. Allein die Hoffnung auf dieses Instrument ließ die Börsenkurse am Dienstag durch die Decke gehen. Der Dax schloss mit über fünf Prozent im Plus. Was steckt hinter der angeblichen Wunderwaffe?

An den Finanzmärkten steht die Hebelwirkung für die Hoffnung, mit geringen eigenen Mitteln eine große Wirkung zu erzielen. Vorbild für die „Hebel-Idee“ beim Euro-Rettungsfonds EFSF ist das Vorgehen der US-Notenbank Fed während der Finanzkrise 2008. Die Fed hatte ein Kreditprogramm von 200 Milliarden Dollar aufgelegt, die das Finanzministerium mit nur 20 Milliarden Dollar garantierte — so wurden die Mittel verzehnfacht.

Der EFSF soll mit einem solchen Hebel versehen werden, um sein Ausleihvolumen um ein Vielfaches zu vergrößern. Die vielbeschworene „Feuerkraft“ könnte mit Hilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) erzielt werden, die weiter Staatsanleihen kaufen würde. Diese wären nun aber mit Ausfallgarantien des Rettungsfonds unterlegt. Bei einer Garantie von 50 Prozent könnte die EZB bei gleichem eigenen Risiko doppelt so viele Staatsanleihen kaufen wie bisher. In diesem Fall würde der EFSF quasi als Versicherer für Staatsanleihen von Krisenländern auftreten. Bei einer Staatspleite ist dann aber auch die Haftungssumme für die Gläubiger — bei EZB und EFSF sind das am Ende die Steuerzahler — um ein Vielfaches größer.

Politik, Ökonomen und Märkte sind sich einig: Selbst der auf 780 Milliarden Euro erhöhte Garantierahmen würde nicht ausreichen, falls sich die Krise in einem Flächenbrand ausbreitet und Italien oder Spanien erreicht — zumal der EFSF künftig auch Anleihen angeschlagener Euroländer kaufen soll.

Das macht seit Mai des Jahres 2010 die europäische Notenbank — unter dem Protest der deutschen Ratsmitglieder. In den Büchern der EZB schlummern Papiere im Wert von 156,5 Milliarden Euro. Das angestrebte EFSF-Volumen könnte also schnell aufgebraucht sein.

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