Corona-Durcheinander Wir brauchen klare Ansagen – und zwar jetzt

Meinung · Widersprüche beherrschen die Nachrichten, der eine plädiert für Lockerungen, der andere hält sie für viel zu verfrüht. Wer soll da noch durchblicken? Also Schluss mit Durcheinander und her mit einem klaren Konzept. Und zwar schnellstens.

 Noch müssen wir durchhalten.

Noch müssen wir durchhalten.

Foto: dpa/Martin Schutt

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek mahnt zur Geduld. Schulöffnungen seien bald möglich, aber im Februar noch verfrüht, meint die CDU-Politikerin. Der Wirtschaftsflügel ihrer Partei fordert dagegen den raschen Einstieg in die Corona-Lockerungen, und zwar nicht nur für Kitas und Schulen. Die Virologin Melanie Brinkmann warnt genau vor diesem Weg und verweist auf die Ausbreitung der Virusmutationen. Und während solche Widersprüche täglich die Nachrichten beherrschen, geht vielen Menschen in diesem Land die Kraft aus, mit Corona umzugehen. Enttäuschung und Ermüdung allerorten.

Wir brauchen klare Ansagen. Jetzt. Es muss Schluss sein mit einem föderalen Durcheinander, in dem jedes Bundesland eigene Wege geht. Am Mittwoch sollte Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten einen Rahmen setzen, der endlich Perspektiven bietet und dem Bundestag zur Verabschiedung vorgelegt wird. Kernpunkt: Ab einer 7-Tage-Inzidenz von 50 oder 35 gilt ein klarer Öffnungsplan. Bundesweit einheitlich und verlässlich für alle. Städte und Kreise können auf dieser Basis agieren. Ein solches Konzept könnte ein Motivationsschub sein: Es lohnt sich zu verzichten. Was in den nächsten Wochen und Monaten geschieht, liegt auch in meiner Hand.

Ja, viel ist in jüngster Zeit falsch gelaufen. Brüssel hat zu spät und zu wenig Impfstoff bestellt. In den hiesigen Gesundheitsämtern symbolisieren Faxgeräte die Rückständigkeit des Landes. Wir haben uns als unfähig erwiesen, die Vergabe von Millionen Impfterminen effizient zu organisieren. Datenschutz und Freiwilligkeit setzen der Corona-Warn-App derart enge Grenzen, dass sie praktisch keinen Wert hat.

Aber, und das ist entscheidend: Den Wissenschaftlern ist es viel schneller als erwartet gelungen, hochwirksame Impfstoffe zu entwickeln. Es ist möglich, allen in diesem Land bis zum Herbst ein Impfangebot zu machen. Diese Aussicht und die Chance auf einen Öffnungsplan weisen den Weg in eine Zukunft, in der Corona nicht mehr dominiert.

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