Kardinal Woelki und der Missbrauchsskandal Trauriges Schauspiel: Erzbistum Köln blockiert Aufklärung im Missbrauchsskandal

Meinung · Das Ausmaß des Missbrauchsskandals in den Kirchen lässt einen auch Jahre nach Bekanntwerden fassungslos zurück. Aufklärung ist dringend nötig. Doch das Erzbistum Köln blockiert derzeit die Veröffentlichung des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen.

 Das Erzbistum Köln blockiert derzeit die Veröffentlichung des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen.

Das Erzbistum Köln blockiert derzeit die Veröffentlichung des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen.

Foto: dpa/Nicolas Armer

Die Katholische Kirche hatte im Herbst 2018 nach einer jahrelangen Recherche in den eigenen Akten und Archiven 3677 Opfer sexuellen Missbrauchs ausgemacht. 1670 Kleriker seien zu Tätern geworden, hieß es damals. In der Evangelischen Kirche war zuletzt von 881 Betroffenen sexueller Gewalt die Rede. Aber die Aufarbeitung hat gerade erst begonnen. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Eine gründliche Aufklärung mag ein „schmerzhafter Prozess“ sein, wie Stephan Ackermann, der Missbrauchs-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, gerade mal wieder erklärte. Aber sie bleibt natürlich alternativlos. Familien müssen Gewissheit haben, dass die Institution Kirche mit der Tradition, die Täter in den eigenen Reihen zu schützen, gebrochen hat. 

Im November 2020 hatte das Bistum Aachen mit der Veröffentlichung eines unabhängigen Gutachtens bewiesen, dass es der Kirche möglich ist, Fehler nicht nur in allgemeinen, wohlklingenden Worten einzuräumen, sondern das eigene Versagen inklusive der dafür Verantwortlichen konkret zu benennen.

Das Erzbistum Köln unter der Leitung von Kardinal Rainer Maria Woelki liefert nun allerdings seit Wochen das gegenteilige Beispiel. Woelki blockiert die Veröffentlichung des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln. Und als er sich an Weihnachten entschuldigte, klang es eher nach Selbstmitleid. Nicht sein eigenes Verhalten, sondern die Kritik an ihm sei eine Bürde für die Gläubigen gewesen, sagte er.

Dass das Kölner Generalvikariat dem Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann Disziplinarmaßnahmen androht, passt genau ins Bild. Koltermann hatte den Rücktritt Woelkis gefordert, weil der seine Glaubwürdigkeit verspielt habe. Jahrzehntelang schaut die Kirche bei sexuellem Missbrauch weg, aber öffentliche Kritik aus den eigenen Reihen wird umgehend geahndet? Was für ein trauriges Schauspiel.

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