Justiz schlägt neues Kapitel im Fall Mollath auf

Heute startet das Wiederaufnahmeverfahren. Der 57-Jährige hofft auf Rehabilitation.

Justiz schlägt neues Kapitel im Fall Mollath auf
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Regensburg. Am Montag schließt sich für Gustl Mollath ein Kreis. Dann wird vor dem Landgericht Regensburg der Prozess gegen ihn neu aufgerollt, der ihn gegen seinen Willen für sieben Jahre in die Psychiatrie gebracht hatte. Das Wiederaufnahmeverfahren bedeutet für den 57-Jährigen die Hoffnung auf eine Rehabilitation. Ob es dazu kommt, ist offen.

Wie und wo genau der gebürtige Nürnberger derzeit lebt, ist unbekannt. Dem Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ verriet er kürzlich, dass er sich in einer kleinen Stadt in Norddeutschland aufhält. Die Wohnung werde ihm von einem Bekannten gestellt. „Gott sei Dank habe ich einen Freund“, sagte Mollath. Demnach verschafften ihm Freunde auch schon einen Job als Dozent für Fahrsicherheitstrainings. „Irgendwas mit Fahrzeugen“ wolle er auch in Zukunft machen, sagte der ehemalige Auto-Restaurator.

Doch bevor er Zukunftsplänen nachgeht, muss er den Prozess hinter sich bringen. 17 Prozesstage sind bis Mitte August in Regensburg angesetzt. 40 Zeugen sollen aussagen, darunter auch ein psychiatrischer Gutachter. Ein Gerichtssprecher sagt, es bestehe die Möglichkeit, dass das Urteil gegen Mollath auf Unterbringung laute.

In dem Prozess geht es um zwei Taten. 2001 soll Mollath laut Anklage seine damalige Frau massiv geschlagen, gebissen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben und sie nach der Trennung neun Monate später gegen ihren Willen festgehalten haben. Dies ist als gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung angeklagt. Außerdem soll Mollath Ende 2004 bei Menschen aus dem Umfeld seiner Ex-Frau Autoreifen zerstochen haben. Mollath bestreitet die Taten.

Er wurde auch im ersten Prozess freigesprochen. Aber nicht aus Mangel an Beweisen, sondern weil er wegen paranoider Wahnvorstellungen als schuldunfähig eingestuft wurde. Mollath wurde daher vom Landgericht Nürnberg zwangseingewiesen, sieben Jahre verbrachte er in der geschlossenen Psychiatrie in Bayreuth. Als die Unterbringung dort am 6. August vergangenen Jahres nach einer neuen Gerichtsentscheidung aufgehoben wurde, war er Deutschlands bekanntester Psychiatriepatient. Überall fanden sich Unterstützer für ihn — Mollath gilt bis heute vielen als Justizopfer.

Ein Grund dafür war ein erst 2012 bekanntgewordenes Detail. Mollath waren in seinem ersten Prozess auch deshalb Wahnvorstellungen zugeschrieben worden, weil er seiner Ex-Frau vorgehalten hatte, als Beraterin der HypoVereinsbank zusammen mit anderen Schwarzgeldgeschäfte in Millionenhöhe betrieben zu haben. In einem internen Bericht deckte die Bank auf, dass dies stimmte — doch erst nach jahrelanger Geheimhaltung kam der Bericht an die Öffentlichkeit.

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