Jetzt sollen die Mega-Trucks doch durch ganz Europa rollen

Kursschwenk: EU-Kommissar Siim Kallas will sogenannte Giga-Liner auch grenzüberschreitend fahren lassen.

Brüssel. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas will nun doch grenzüberschreitenden Verkehr mit den sogenannten Giga-Linern zulassen.

Wenn zwei Nachbarstaaten sich darauf verständigten, könnten die bis zu 25 Meter langen und 60-Tonnen schweren Lkw unter bestimmten Voraussetzungen die Grenze passieren, sagte Kallas im EU-Parlament. Dort sind die Verkehrsfachleute fraktionsübergreifend über diesen Kursschwenk empört.

In der Vergangenheit hatte er stets argumentiert, das geltende EU-Recht verbiete den Super-Brummis den Weg von einem Land ins andere. Über Sinn oder Schädlichkeit der Monster-Trucks gehen die Meinungen weiter auseinander.

Das Speditionsgewerbe sieht in den Giga-Linern eine Kostenersparnis und vernünftige Transport-Option besonders in dünner besiedelten Gebieten mit Überlandstraßen wie in den USA: lang, gerade, wenig befahren.

Für viele Umweltschützer und Verkehrspolitiker in europäischen Transitländern wie Deutschland und Österreich sind sie hingegen ein ökologischer und wirtschaftlicher Irrweg: Belastung für die Infrastruktur und den Steuerzahler gleichermaßen. Der Kommissar liegt dazwischen: Er will die Groß.Laster da zulassen, wo die beteiligten Länder sich davon Vorteile versprechen.

„Ich sehe nicht, dass wir ein einheitliches europäisches Modell vorschreiben sollten”, erklärte Kallas vor dem Verkehrsausschuss des Europa-Parlaments.

Das Problem ist nur: Es gibt bereits eine europäische Vorschrift: Eine Richtlinie aus dem Jahr 1996 legt Höchstabmessungen und -Gewichte fest. Danach können die Mitgliedstaaten zwar unter bestimmten Bedingungen Giga-Liner auf ihrem nationalen Straßennetz erlauben.

Schweden und Finnland haben das getan, in Deutschland hat es regionale Erprobungen gegeben. Aber Fahrten über die Grenze? Dazu hatte der Kommissar lange eine glasklare Meinung. Vor zwei Jahren erklärte er auf Anfrage: Wer mit einem Giga-Liner eine Grenze überquere, verstoße gegen die Bestimmungen.

Nach ausführlichen Konsultationen mit der Straßenverkehrsbranche ist Kommissar Kallas auf einmal ganz anderer Meinung. Es habe doch überhaupt keinen Sinn, wenn ein Lang-Lkw in Finnland an der Grenze erst auseinander gekoppelt und dann auf der schwedischen Seite wieder zu einem Teil zusammen geschirrt werde.

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