Wolfgang Bosbach hat Krebs: „Sehr viel Zeit bleibt mir nicht mehr“

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach leidet an Prostata-Krebs. Die Ärzte machen ihm nicht viel Hoffnung.

Berlin. Natürlich wussten in Berlin die politischen Beobachter um die schwere Erkrankung des Vorsitzenden des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU). Sein Arzt habe ihm gesagt, er solle sich „keinen falschen Hoffnungen“ hingeben, offenbarte er am Wochenende dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Der 60-jährige Politiker hat Prostata-Krebs.

Nach einer Operation war man guter Hoffnung, dass man den Tumor komplett habe entfernen können. Das erwies sich auch als zunächst korrekt; dann stellte sich heraus, dass die Metastasen sich bereits im Knochenmark unter anderem im Becken- und Rückenbereich ausgebreitet hatten. „Sehr viel Zeit bleibt mir nicht mehr,“ so das düstere Fazit des ansonsten lebensfrohen Politikers mit dem charakteristischen rheinischen Singsang in der Stimme.

So offensiv mit seiner Krankheit umzugehen — das ist im Politikbetrieb der Bundeshauptstadt die Ausnahme. Der Letzte war der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Schockenhoff, der sich selbst als alkoholkrank bezeichnete und eine Auszeit von der Politik nahm. Auch Oskar Lafontaine hatte seine Krebserkrankung offensiv gegenüber der Öffentlichkeit vertreten.

Bosbach will nun ungeachtet der bekannt gemachten lebensgefährlichen Krebs-Erkrankung weitermachen, wie bisher. Das heißt, er kandidiert 2013 erneut für den Bundestag. Seine Frau, mit der er zuvor geredet hatte, hat ihm gesagt: „Das musst du selber wissen.“

Zumal Bosbach, der weit über die Parteigrenzen als beliebter Politiker gilt, zudem an massiven Herzproblemen zu leiden hat. Im Wahlkampf 1994 wurde bei ihm eine akute Herzmuskel-Entzündung diagnostiziert. Bosbach war zum ersten Mal Direktkandidat für den Rheinisch-Bergischen Kreis. Er wollte nicht kneifen, hatte Sorgen als „nicht mehr leistungsfähig“ dargestellt zu werden. „Übernimmt er sich nicht?“ — diese Frage wollte er vermeiden. Im Nachhinein sieht er das als „schweren Fehler“.

Zumal er eine Erkrankung gedanklich weit von sich schob: „Bei der Herzmuskelentzündung habe ich gedacht: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen; das ist eben jetzt deins.“ Dann sei die Krebsdiagnose gekommen. „Da dachte ich: Ach du lieber Gott. Dann kam der erste Gichtschub.“ Angesichts der Situation, so Bosbach: „Da kommt selbst ein gläubiger Christ wie ich ins Grübeln.“

Der CDU-Politiker hat eine innerparteiliche Auseinandersetzung hinter sich, die bedrohlich für seine politische Planung war: Kanzleramtsminister Ronald Pofalla soll ihm — es ging um eine Euro-Abstimmung, bei der Bosbach gegen die Regierung stimmen wollte — angebrüllt haben: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen.“ Wenn aber alles gut läuft, wird aus diesem Wunsch nichts werden.

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