Analyse : Wo die Schwachstellen der Wirtschaft beim Thema Menschenrechte sind
Düsseldorf Eine Studie stellt den 20 größten Unternehmen kein gutes Zeugnis beim Thema Menschenrechte aus. Gefordert wird ein Lieferkettengesetz.
Brennende Fabriken, Kinderarbeit, Umweltzerstörung: Immer wieder stellt sich die Frage nach der Verantwortung deutscher Firmen für Menschenrechtsverletzungen in aller Welt. Auch kritischwe Konsumenten verlangen Antworten. Bis zum nächsten Jahr sollen nach dem Willen der Bundesregierung mindestens 50 Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern über Richtlinien, Strategien und Prozesse verfügen, um bei sich menschenrechtliche Risiken nicht nur auszumachen, sondern auch zu mindern. Eine am Montag veröffentlichte Studie nährt Zweifel, ob dieses Ziel erreicht wird.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Business & Human Rights Recource Centre und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften haben die 20 umsatzstärksten deutschen Unternehmen einem Test unterzogen, der laut Studie der Frage, ob die Firmen das Ziel der Bundesregierung erreichen werden, am nächsten kommt. Dabei wurden zwölf menschenrechtliche Kernindikatoren bewertet. Ein Punkt bedeutete, dass in den Firmen die grundlegenden Anforderungen dafür erfüllt sind, zwei Punkte, dass sie darüber hinausgehen.
Laut Analyse erreichte keines der 20 Unternehmen in jedem Bereich mindestens einen Punkt. Fast die Hälfte der der Unternehmen, darunter bekannte Namen wie Deutsche Post DHL, RWE und Deutsche Bank erzielten weniger als 40% der zu vergebenden 24 Punkte. Die höchste Punktzahl bekam Siemens (14,5 von 24). 90 Prozent der Unternehmen belegten nicht, wie und ob sie ihre Menschenrechtsrisiken ausreichend managen. Und nur drei Unternehmen (Bayer, Metro und Thyssenkrupp) verpflichten sich nach Angaben der Studie öffentlich dazu, im Schadensfall Abhilfe zu schaffen. Gerade die Hälfte der Firmen stellt sicher, dass auch Mitarbeiter von Lieferanten Zugang zu Beschwerdemechanismen haben.