Wie der Friedhof im Jahr 2030 aussehen kann

Der Bund Deutscher Bestatter (BDB) fordert neue Ansätze bei Themen wie Grabpflege, Multireligiosität und Attraktivität der Ruhestätten.

Wie der Friedhof im Jahr 2030 aussehen kann
Foto: dpa

Düsseldorf. Der Bundesverband Deutscher Bestatter will den Friedhof der Zukunft angehen. Die bestehenden Konzepte müssten überarbeitet werden, gerade im Hinblick auf die Konkurrenzsituation durch private „Friedwälder“ etwa. Im Zuge dessen sei es wichtig, dass auch die gesellschaftliche Debatte über das Thema Tod zu einer Enttabuisierung führe, so der Verband.

„Unsere Vision ist, den Friedhof bis 2030 aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken“, sagt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur und Sprecher des in Düsseldorf ansässigen Bundesverbands. Dahin würden verschiedene Wege führen: Vor allem sei es wichtig, die Konzepte neu zu denken. „Warum soll ein Friedhof nicht ein attraktiver Ort sein, mit unterschiedlichen Gräberformen, einem Café, einem Kinderspielplatz?“, fragt Wirthmann und betont, dass es keinesfalls darum gehe, Eventcharakter auf dem Friedhof Einzug halten zu lassen. „Dennoch glaube ich, dass viele Friedhöfe über ungenutztes Potenzial verfügen.“ Denkbar wären auch umweltfreundliche Ideen wie Insektenhotels auf Grabflächen.

Viele Menschen hätten Bedenken, ihren oft berufstätigen Kindern die Grabpflege zu hinterlassen. Deshalb gelte es, Antworten auf diese Probleme zu finden. „Es gibt zum Beispiel pflegefreie Gemeinschaftsgräber. Dort können Urnen in einer ansprechend angelegten gärtnerischen Grabanlage beigesetzt werden, darüber wird eine Steintafel mit den Daten des Verstorbenen platziert“, erklärt Wirthmann. Auch Mensch-Tier-Bestattungen müssten angedacht werden.

Ganz grundsätzlich müssten die Friedhöfe darauf reagieren, dass immer mehr Menschen sich für eine Einäscherung entscheiden würden, wodurch die Betreiber zunehmend Freiflächen zur Verfügung hätten. Denn eine Urne beansprucht weniger Platz als ein Sarg.

Auch müsse darüber nachgedacht werden, wie verschiedene Religionen gemeinsam auf einem Friedhof untergebracht werden. „Es kann nicht sein, dass die Integration im Tod endet“, sagt Wirthmann. Einige Friedhöfe, wie zum Beispiel einer in evangelischer Trägerschaft in Wuppertal, haben ungenutzte Flächen bereits an Vereine anderer Religionen abgegeben. Wichtig sei es, so Wirthmann, in jedem Fall, dass die öffentliche Bestattungskultur nicht verloren gehe. Der Verband hält es für wichtig, dass es einen öffentlichen Platz für Trauer gibt. Wenn jeder seine Sache im Verborgenen mache, werde vielen die Möglichkeit genommen, Abschied zu nehmen.

Naturnahe Konzepte wie das des Unternehmens Friedwald verstehen sich als Alternative zum klassischen Friedhof. Dabei werden biologisch abbaubare Urnen in einem ausgewählten Waldstück beigesetzt, Grabschmuck und -kerzen gibt es hier nicht.

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