Bundesparteitag in Köln Wer ist Alice Weidel? So tickt die neue AfD-Spitzenkandidatin

Im Wahlkampf setzt die AfD auf ein Tandem aus einer Frau und einem Mann. Dabei ist der eine als Vize-Parteichef bereits vielen bekannt, die andere positioniert sich erst seit kurzem auch häufiger in der Öffentlichkeit.

 Spitzenkandidatin Alice Weidel wird die AfD in den Bundestagswahlkampf führen.

Spitzenkandidatin Alice Weidel wird die AfD in den Bundestagswahlkampf führen.

Foto: Rolf Vennenbernd

Köln. Nachdem Parteichefin Frauke Petry auf dem Bundesparteitag am Wochenende ins Abseits gestellt wurde, hat die AfD ein neues, weibliches Gesicht: Alice Weidel. Die Unternehmensberaterin wird die Partei, zusammen mit dem Vize-Vorsitzenden Alexander Gauland, in den Bundestagswahlkampf führen. Aber wofür steht die Frau eigentlich?

Alice Weidel ist außerhalb ihres baden-württembergischen Landesverbandes noch nicht sehr bekannt. Die promovierte Volkswirtin war über die Kritik an der Eurorettungspolitik zur AfD gestoßen. Die bisweilen völkische Rhetorik des Höcke-Flügels lehnt die 38-Jährige ab. Anders als die Rechtsnationalen, die eine Netto-Auswanderung von Ausländern für wünschenswert halten, ist Weidel für eine „gesteuerte qualifizierte Zuwanderung“, aber auch gegen eine „Politik der offenen Grenzen, die vor allem muslimische Armutsmigranten ohne Qualifikation nach Deutschland lockt“.

Die Unternehmensberaterin hat beruflich viel in China zu tun gehabt. Sie lebt mit ihrer Lebensgefährtin und zwei Kindern am Bodensee, kommt aber ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen. An den öffentlich ausgetragenen Machtkämpfen der Parteispitze hat sich Weidel bislang nicht beteiligt. In Interviews wird sie gelegentlich gefragt, warum sie mit ihren wirtschaftsliberalen Ideen nicht Mitglied in der FDP wird.?

In ihrer Rede nach der Wahl sagte Weidel, über die Spitzenkandidatur sei zuletzt viel gestritten worden. Doch „irgendwann muss auch Schluss sein“. Die AfD solle jetzt vereint in den Wahlkampf ziehen.

Den CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer bezeichnete Weidel als „Nebelkerze“. In Anspielung auf das Terrorattentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt sagte Weidel, es sei ein Skandal, dass christliche Feste inzwischen „mit Polizei, mit Maschinengewehren und LKW-Sperren“ geschützt werden müssten.

Petrys schleichende Entmachtung ist nun auch mit Alice Weidel verbunden. Sie soll dem Führungsduo einen wirtschaftsliberalen, modernen Touch geben. Die Volkswirtin aus Baden-Württemberg hatte bislang kein schlechtes Verhältnis zu Petry. Nun riskiert sie, für mögliche Grenzüberschreitungen ihrer neuen Partner in Haftung genommen zu werden. dpa

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