Pro und Contra Was für ein Tempolimit auf den Autobahnen spricht - und was dagegen

Meinung | Düsseldorf · Die Deutsche Umwelthilfe fordert ein Tempolimit von 120 km/h auf den Autobahnen. Ist das sinnvoll? In unserem Pro und Contra gibt es Argumente für beide Lager.

Was für ein Tempolimit auf den Autobahnen spricht - und was dagegen
Foto: dpa/Julian Stratenschulte

PRO: Ja, weil es den Menschen und der Umwelt hilft – schnell und kostenlos

von Rolf Eckers

Wenn in den USA mal wieder jemand zur Waffe greift und mit Vorsatz Mitmenschen tötet, regen wir uns auf. Wir schimpfen über den irrationalen Umgang der Amerikaner mit ihren Schießeisen. Der Colt am Gürtel als letzte Bastion der Freiheit. Wir Deutschen sollten mit Kritik vorsichtig sein, denn wir pflegen ebenfalls eine irrationale Liebe, die es in keinem anderen entwickelten Land gibt: kein generelles Tempolimit auf der Autobahn, freie Fahrt für freie Bürger. Dabei wiegen die Vorteile einer Begrenzung der Geschwindigkeit auf 120 km/h schwer: Weniger Unfälle, weniger Ausstoß von Schadstoffen und CO2, weniger Spritverbrauch, entspanntes Fahren – und das alles schnell und kostenlos. Vielleicht wäre das Tempolimit für die Autoindustrie sogar ein Anreiz, kleinere und leichtere Wagen zu bauen und deren ökologische Vorteile in den Mittelpunkt der Werbung zu stellen. Aber die Chancen, dass es so kommt, stehen schlecht. Zu groß ist die Angst der Politik vor wütenden Autofahrern, denen das Recht zum Rasen genommen wird.

CONTRA: Nein, Ansprüche und Alternativen passen nicht zu solcher Einschränkung

von Olaf Kupfer

Tatsächlich gibt es in vielen deutschen Gegenden bereits ein Tempolimit auf Autobahnen. Es kommt verdeckt daher, dafür massiv: eingeführt an Baustellen, in Lärmschutzzonen, an Verkehrsschwerpunkten, veredelt mit Radarfallen. Vor allem im bevölkerungsreichen NRW heißt es auf kaum einem Streckenabschnitt: freie Fahrt für freie Bürger. Das soll hier keine Trump’sche Abrechnung eines verpeilten Maserati-Fahrers sein, zur Wahrheit gehört aber: Es gibt wenige Gründe, auf verkehrsärmeren Streckenabschnitten mit immer saubereren Autos bei 120 km/h zu tuckern, wenn die Arbeitswelt gleichzeitig höchste Flexibilität verlangt, Züge und öffentlicher Nahverkehr als seriöse Alternative ausfallen, wir uns über Verstädterung und Zentralisierung von Leben beklagen, während wir das Dorfleben mit adäquater Anbindung zur neuen tugendhaften Lebensform erklären. Und wer sich in den Niederlanden bei Tempolimit 120 wahnsinnig erholt und entspannt fühlt, dem sei gesagt: Es könnte daran liegen, dass Sie sich gerade im Urlaub befinden.

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