Was auf den künftigen Gesundheitsminister Jens Spahn alles zukommen würde
Berlin. Ärztefunktionäre, Pharmabranche, Kassenvertreter, Pflegeverbände - als Bundesgesundheitsminister ist man mit mächtigen Lobby-Interessen konfrontiert. Jens Spahn (CDU), der vorbehaltlich eines positiven SPD-Mitgliedervotums zur GroKo neue Mann im Amt, kennt sich damit immerhin schon etwas aus.
Bis 2015 war der Münsterländer gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Trotzdem ist der Posten dazu angetan, „immer Torte im Gesicht“ zu haben, wie es die frühere Ressortchefin Ulla Schmidt (SPD) einst formulierte.
Spahn ist also gewarnt. Zwar enthält der neue Koalitionsvertrag zahlreiche detaillierte Festlegungen, die eher ein ruhiges Ministerleben versprechen. So lässt zum Beispiel die geplante Rückkehr zur jeweils hälftigen Beitragszahlung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern keinerlei Interpretationsspielraum zu. Trotzdem bleibt noch genügend Zündstoff, der sich hinter harmlos klingenden Allgemeinplätzen verbirgt. Besonders im Pflegebereich. Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, wollen Union und SPD „die Bezahlung in der Altenpflege nach Tarif stärken“. Dazu sollen „Tarifverträge in der Altenpflege flächendeckend zur Anwendung kommen“. Nur, wie kann das gehen?
Zwar können Tarifverträge nach geltendem Recht vom Bundesarbeitsministerium für allgemeinverbindlich erklärt werden. Daran müssten sich dann alle Betriebe einer Branche halten. Das funktioniert aber nur unter bestimmten Bedingungen. Und die sind laut Arbeitsressort im Pflegebereich nicht gegeben. Denn die Tariflandschaft gleicht dort einem Flickenteppich. Die öffentlichen Arbeitgeber vergüten anders als AWO, DRK oder die Kirchen. Häufig gibt es aber auch gar keine Tarifverträge. Und schon gar nicht einen gewissermaßen repräsentativen Tarifvertrag, den man auf die gesamte Branche erstrecken könnte, heißt es im Arbeitsministerium. Hier wird Spahn noch dicke Bretter bohren müssen.