Verschwörungstheorien Corona-Krise macht Antisemitismus sichtbar

Berlin · Durch die Corona-Krise erhalten antisemitische Verschwörungstheorien und Stereotype nach Einschätzung einer Meldestelle zunehmend Auftrieb.

 Symbolbild

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Foto: dpa/Arne Dedert

Das berichtete die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) am Mittwoch über Beobachtungen aus den vergangenen Wochen. So würden Vorurteile und Anfeindungen inzwischen nicht nur im Internet verbreitet, sondern sichtbar in der Öffentlichkeit etwa bei Anti-Corona-Demonstrationen verkündet.

Der religionspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Benjamin Strasser, forderte daher ein Sofortprogramm zur Bekämpfung von Antisemitismus. Damit solle unter anderem ein bundesweit agierendes Melde- und Unterstützungsnetzwerk finanziert werden, an das sich jüdische Bürgerinnen und Bürger vertraulich wenden können, sagte Strasser.

Die Recherchestelle RIAS erfasste im vergangenen Jahr 1253 antisemitische Vorfälle wie Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffe in Berlin (881), Brandenburg (138), Bayern (178) und Schleswig-Holstein (56). Die jeweiligen Zahlen aus den vier Bundesländern waren bereits bekannt.

In Berlin ist RIAS schon länger aktiv und bekannt, daher gehen deutlich mehr Meldungen von Betroffenen ein als in den anderen Ländern, wo erst seit kurzem Meldestellen aktiv sind. RIAS-Geschäftsführer Benjamin Steinitz betonte: „Es ist klar, dass wir von einem sehr großen Dunkelfeld nicht angezeigter Vorfälle ausgehen müssen.“ Der Aufbau von Registrierungsstellen in ganz Deutschland erfolgt derzeit nach und nach.

Die Meldestelle in Bayern berichtete, bei Demonstrationen gegen Corona würden zunehmend Schilder gezeigt mit der Aufschrift: „Ausgangsbeschränkungen sind sozialer Holocaust“ oder Menschen würden einen gelben Stern ähnlich dem Judenstern aus der Nazizeit mit der Aufschrift „ungeimpft“ tragen. „Einiges verlagert sich sehr aus dem Internet auf die Straße“, sagte Annette Seidel-Arpaci, RIAS-Leiterin in Bayern. Ihre Kollegen aus den anderen drei Bundesländern sprachen von ähnlichen Erfahrungen.

(dpa)
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