Interview Verbot des Küken-Tötens in NRW: „Nur noch eine Frage des Wann“

Düsseldorf · Das Bundesverwaltungsgericht hat das Verbot des Küken-Tötens in NRW zurückgewiesen. Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) kann dem Urteil aber auch Positives abgewinnen.

 Männliche Eintagsküken dürfen bald nicht mehr getötet werden, entschieden die Richter.

Männliche Eintagsküken dürfen bald nicht mehr getötet werden, entschieden die Richter.

Foto: dpa/Peter Endig

Nordrhein-Westfalen ist 2013 mit dem Verbot des Küken-Tötens bundesweit vorgeprescht – und ist am Donnerstag vom Bundesverwaltungsgericht vorerst zurückgepfiffen worden. NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) sieht in dem Urteil dennoch einen Durchbruch für den Tierschutz. Alternative Methoden müssten nun zeitnah umgesetzt werden, so die CDU-Politikerin im Gespräch mit dieser Zeitung.

Frau Heinen-Esser, Tierschützer sind enttäuscht vom Küken-Urteil. Sind Sie es auch?

Heinen-Esser: Auf den ersten Blick ja. Formal betrachtet war unsere Revision zwar nicht erfolgreich. In der Sache ist das Urteil aber dennoch ein Durchbruch für den Tierschutz. So haben die Richter klargestellt, dass die Praxis der Tötung männlicher Eintagsküken nicht vereinbar ist mit dem Grundsatz des Tierschutzes und nach einer Übergangszeit eingestellt werden muss.

Der Richterspruch stärkt aber vorerst zumindest die wirtschaftlichen Interessen. Sehen Sie dennoch Chancen für ein Verbot?

Heinen-Esser: Im Ergebnis verbietet das Urteil die gegenwärtige Praxis ja bereits nach Ende einer Übergangszeit. Auch wenn hierfür noch kein konkretes Datum bestimmt ist. Es ist keine Frage mehr Ob, sondern Wann. Und jetzt geht es darum, das Wann so kurz wie möglich zu gestalten.

Es gibt ja inzwischen Alternativen zum Töten, wie die Geschlechterbestimmung im Ei. Wann wird diese Möglichkeit angewendet?

Heinen-Esser: Alternative Methoden zur frühzeitigen Geschlechtsbestimmung im Ei werden derzeit ja schon erfolgreich in Pilotprojekten praktiziert. Sie stehen kurz vor der Marktreife, sind also sehr zeitnah umsetzbar. Damit würden bei Legerassen die Hühnerembryonen männlichen Geschlechts erst gar nicht zum Schlupf kommen.

Was erwarten Sie jetzt von Bundesministerin Julia Klöckner (CDU)?

Heinen-Esser: Der bereits erreichte technische Fortschritt wurde maßgeblich durch den Bund gefördert. Angesichts dessen muss das Bundeslandwirtschaftsministerium zeitnah die Marktreife der Maßnahmen sicherstellen. Ziel muss es sein, dass die erfolgreichen Pilotvorhaben zu Regelverfahren werden.

Wird der Ausgleich zwischen Tierschutz und wirtschaftlichen Interessen eigentlich immer schwieriger?

Heinen-Esser: Nein, ich sehe hier ein Aufeinanderzubewegen. Die Verbraucher haben Erwartungen beispielsweise in puncto Umwelt- und Tierschutz. Andererseits sehe ich, dass die Landwirtschaft offen ist für Neues und sich bereits auf den Weg gemacht hat. Viele Beispiele zeigen dies. Aber dieses zusätzliche Engagement der Landwirte muss auch an der Ladentheke honoriert werden. Das ist noch nicht in ausreichendem Maße der Fall. Ich bin davon überzeugt, dass auch bei der Eierproduktion diejenigen Anbieter am Ende wirtschaftliche Vorteile haben werden, die frühstmöglich umsteuern.

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