Umstrittene Flugrouten für Berlin festgelegt

Berlin (dpa) - Die Flugrouten des neuen Berliner Airports stehen fest, doch der Streit um den Fluglärm geht weiter.

Gut vier Monate vor der Eröffnung des Flughafens südlich der Hauptstadt legte das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) am Donnerstag die Korridore für die Flugzeuge fest.

Dabei wurden die Einwände der betroffenen Anwohner berücksichtigt. Dennoch kündigten Gemeinden und Bürgerinitiativen Klagen gegen die Flugschneisen an. Das Projekt gerät dadurch nicht mehr in Gefahr. Möglicherweise verringert ein Erfolg der Kläger aber die Zahl der Flüge.

Künftig werden teilweise andere Brandenburger Gemeinden und Berliner Stadtteile überflogen als jahrelang angenommen. Selbst die Luftverkehrswirtschaft forderte deshalb mehr Transparenz bei neuen Flughafen-Planungen.

Der Direktor der Bundesaufsicht, Nikolaus Herrmann, verteidigte die Entscheidung seiner Behörde, die fast komplett den Vorschlägen der Deutschen Flugsicherung (DFS) folgt: „Alle anderen Grundkonzepte führen zu einer stärkeren Lärmbelastung - insgesamt oder an definierten Stellen.“ Auch das Umweltbundesamt (UBA) habe keine bessere Variante gefunden. „Wo ein Flughafen ist, ist auch Fluglärm.“

So genehmigte das Aufsichtsamt auch die umstrittene Startroute über das Naherholungsgebiet Müggelsee im Südosten Berlins. Man habe sich dabei „für den vorrangigen Schutz der Wohnbevölkerung entschieden“. Ohne Flüge über den See wären die Einwohner der Region südlich des Müggelsees durch Ab- und Anflüge doppelt belastet worden. Auch über dicht besiedelte Wohnviertel im Südwesten wird ein Teil der Flüge führen.

Der 2,5 Milliarden Euro teure Flughafen an der Stadtgrenze in Schönefeld soll am 3. Juni in Betrieb gehen. Er ersetzt den bestehenden früheren DDR-Zentralflughafen Schönefeld, den geschlossenen Flughafen Tempelhof und Tegel.

Der Direktor der Bundesaufsicht, Herrmann, sprach sich dafür aus, den tatsächlichen Flugbetrieb sorgfältig auszuwerten und zu überprüfen. Bis zur Inbetriebnahme des neuen Flughafens Berlin Brandenburg müssten sich nun alle Beteiligten in der Fluglärmkommission darauf verständigen, was ausgewertet werden solle. „Auf Basis dieser Auswertung kann dann über Modifikationen geredet werden“, sagte der BAF-Chef.

Aus Sicht von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat die ihm unterstellte Behörde die Spielräume für Lärmschutz bestmöglich genutzt. Ohne eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur werde es keinen Wohlstand im Land geben, teilte Ramsauer mit. Der Bund ist mit den Ländern Berlin und Brandenburg Gesellschafter des Flughafens.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) mahnte, die Routen nun als Kompromiss zu akzeptieren. Wie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) forderte er die Flughafengesellschaft zugleich auf, beim Lärmschutz großzügig zu sein.

Doch die Fluglärmgegner werden weiter protestieren. Die Bürgerinitiative Berlin-Friedrichshagen will sich an die EU-Kommission wenden, weil die Umweltverträglichkeit der Flüge über den Müggelsee nicht geprüft worden sei. Die Berliner Umlandgemeinden Kleinmachnow und Stahnsdorf haben Klagen angedroht, auch die am stärksten betroffene Gemeinde Blankenfelde-Mahlow sowie Teltow prüfen den Gang vor das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Sie sehen grundlegende Beteiligungsrechte verletzt.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch, sagte: „Dass alle Betroffenen jetzt wissen, mit welchen Flugrouten sie zu rechnen haben, ermöglicht es, nach vorne zu schauen und verlässlich in die Zukunft zu planen.“ Angesichts der Auseinandersetzungen um die Routen mahnte er für künftige Planungen aber mehr Transparenz an. Bürger müssten früher informiert sein.

Am Donnerstagabend wollten Fluglärmgegner erneut auf dem Marktplatz in Berlin-Friedrichshagen demonstrieren. Erwartet wurden mehrere tausend Teilnehmer. Zuletzt hatten die Betroffenen am Montag protestiert.

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