Berlin Über sieben Brücken: Mit Kult-Hit scheidet der Bundespräsident aus dem Amt

Joachim Gauck wird mit großem Zapfenstreich verabschiedet — und muss jetzt eine Wohnung suchen.

Am Freitagabend wird Joachim Gauck mit dem großen Zapfenstreich aus dem Amt verabschiedet.

Am Freitagabend wird Joachim Gauck mit dem großen Zapfenstreich aus dem Amt verabschiedet.

Foto: dpa

Berlin. Es könnten Tränen fließen, wenn am Abend im Park von Schloss Bellevue das Stabsmusikkorps der Bundeswehr dieses Lied spielen wird: „Über sieben Brücken musst Du gehen“. Joachim Gauck hat sich den ost- und später auch westdeutschen Kult-Hit für den großen Zapfenstreich anlässlich seines Ausscheidens aus dem Amt gewünscht. Das Stück liegt ihm wie kaum ein anderes am Herzen. Für Gauck sei es „die Freiheitshymne der DDR mit einer hohen Symbolkraft“, heißt es aus seinem Umfeld.

600 Gäste werden erwartet, darunter 300 engagierte Bürger, um Joachim Gauck (77) in den präsidialen Ruhestand zu verabschieden. Der noch amtierende Bundespräsident bleibt sich treu, schon zu seinen jährlichen Sommerfesten hatte er immer auch Menschen eingeladen, die sich ehrenamtlich engagieren. Beim Zapfenstreich wird er begleitet von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) wird wegen ihrer USA-Reise nicht anwesend sein.

Gewünscht hat sich Gauck noch zwei weitere Lieder: „Freiheit, die ich meine“ von Karl August Groos, das zu seinem Lebensthema passt. Und den Choral von Bach „Ein feste Burg ist unser Gott“. Auch dieses Lied hat den ehemaligen Pfarrer geprägt. Vor und nach dem Ehrerweis der Bundeswehr gibt es im Schloss jeweils einen Empfang, zunächst mit den geladenen Bürgern, dann mit Würdenträgern, Freunden und Wegbegleitern.

Schon seit längerem laufen die Vorbereitungen für die Amtsübergabe. Das neue Präsidentenpaar Frank-Walter Steinmeier (61) und Elke Büdenbender (55) hatte sich in den vergangenen Wochen mehrmals mit Joachim Gauck und dessen Lebenspartnerin Daniela Schadt (57) getroffen. Die Übergabe selbst erfolgt am Sonntag, an Steinmeiers erstem Tag im neuen Amt.

Mit seiner Gattin wird er um 11 Uhr von dann Bundespräsident a.D. Gauck und Frau Schadt vor den Schlosstüren empfangen. „Dann werden sie sich zu einer Teestunde zusammensetzen“, so eine Sprecherin des Präsidialamtes zu unserer Redaktion. Allerdings gibt es auch einen offiziellen Akt: Der bisherige Staatssekretär, der auch Chef des Präsidialamtes ist, wird entlassen und der neue ernannt.

Nach anderthalb Stunden verabschiedet dann das neue Präsidentenpaar das alte. Wiederum auf den Treppen von Bellevue. Zeitgleich beginnt in Berlin der SPD-Parteitag, auf dem Martin Schulz zum neuen Vorsitzenden gewählt wird. Steinmeier wird fehlen - seine SPD-Mitgliedschaft ruht mit der Amtsübernahme.

Das Tagesgeschäft des Staatsoberhauptes beginnt für Steinmeier gleich am Montag. Konkret vorbereitet werden bereits die ersten Reisen des neuen Bundespräsidenten - geplant sind Besuche in allen Bundesländern. Wohin ihn die erste Auslandsreise führen wird, „ist noch nicht entschieden“, verlautet es aus Steinmeiers Stab. Traditionell steht Frankreich ganz oben auf der Liste.

Steinmeier nimmt viele Vertraute aus dem Auswärtigen Amt mit ins Schloss Bellevue. Zum Beispiel seinen bisherigen Staatssekretär Stephan Steinlein, der das Präsidialamt leiten wird. Und seinen Redenschreiber. Dessen Rolle wird jetzt noch wichtiger, denn der Bundespräsident kann fast nur mit Worten Akzente setzen. Sprecherin wird die ehemalige Hörfunk-Journalistin Anna Engelke.

Wie die neue „First Lady“ Elke Büdenbender ihre Rolle ausfüllen wird, ist noch offen. Traditionell engagiert sich die Gattin des Bundespräsidenten für Mütter und Kinder, so war auch Daniela Schadt Schirmherrin bei UNICEF und für die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung tätig. Vorerst wird das neue Präsidentenpaar samt Tochter auch noch in ihrem Haus in Zehlendorf wohnen bleiben, dann, wie es heißt, wohl in die präsidiale Dienstvilla in Dahlem ziehen.

Aus Sicherheitsgründen. Und weil es dort die Möglichkeit gibt, repräsentativ zu empfangen. Joachim Gauck und Daniela Schadt müssen indes eine neue Bleibe finden. „Wir gucken uns gerade nach einer gemeinsamen Wohnung in Berlin um“, so Schadt kürzlich.

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