EU-Beitrittsverhandlungen : Türkei-Kritik von Merkel und Schulz empört Ankara
Istanbul (dpa) - Die Türkei-Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihres SPD-Herausforderers Martin Schulz beim TV-Duell hat empörte Reaktionen der politischen Führung in Ankara ausgelöst.
„Im Moment kehrt Europa zu den Werten von vor dem Zweiten Weltkrieg zurück“, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bei einem Besuch im slowenischen Bled. Dabei handele es sich um „Brutalität, ebenso Faschismus und Gewalt, Intoleranz und gegenseitige Vernichtung“.
Das türkische Außenministerium kritisierte, dass „politische Führer in Deutschland und Österreich ihren Wahlkampf auf Türkeifeindlichkeit und auf der Grundlage aufbauen, den EU-Beitrittsprozess unseres Landes zu verhindern“. Das Ministerium warnte vor Populismus jener Politiker, „die uns während der Flüchtlingskrise nachgerannt sind, damit wir die EU vor einem großen Chaos retten“. Merkel gilt als Architektin des EU-Türkei-Flüchtlingsabkommens.
Schulz hatte am Sonntagabend beim TV-Duell gesagt, er wolle sich als Kanzler bei den EU-Partnern für einen Stopp der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei einsetzen. Merkel plädierte für ein Einfrieren der Beitrittshilfen für die Türkei in Milliardenhöhe. Die Kanzlerin und CDU-Chefin kündigte an, den wirtschaftlichen Druck auf die Türkei zu erhöhen, um die Freilassung der aus politischen Gründen in dem Land inhaftierten Deutschen zu erreichen.