Trotz Abschlägen: Jeder Zweite geht früher in Rente

Arbeitnehmer scheiden im Schnitt drei Jahre früher aus und verzichten auf 109 Euro pro Monat.

Berlin. In Deutschland gibt es immer mehr Menschen, die ihre gesetzlichen Altersbezüge vorzeitig beantragen und dafür Abschläge in Kauf nehmen. 2011 betraf das fast jeden zweiten Neurentner.

Nach den neuesten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung waren unter den knapp 700 000 Neurentnern im Jahr 2011 fast 337 000 Frührentner. Damit betrug ihr Anteil 48,2 Prozent. Die Frührentner gehen im Schnitt 36,25 Monate eher in den Ruhestand und müssen dadurch einen monatlichen Rentenabschlag von durchschnittlich 109 Euro in Kauf nehmen — etwa zehn Prozent der Durchschnittsrente. Doch lassen die Daten keine Schlüsse zu, etwa, ob körperlich schwere Tätigkeiten automatisch zum früheren Renteneintritt führen.

Die Abschläge sind als Kostenbremse gedacht. Sonst würden die Menschen wegen ihrer zunehmend höheren Lebenserwartung auch immer länger eine ungeschmälerte Rente beziehen — was die Versicherungsbeiträge stark ansteigen lassen würde. Durch die Abschläge wird die Rente praktisch auf eine längere Laufzeit verteilt.

Aus Sicht der Gewerkschaften halten jedoch die Arbeitsangebote mit der gesetzlich verlängerten Lebensarbeitszeit nicht Schritt. „Die Tatsache, dass es fast die Hälfte der Arbeitnehmer nicht schafft, bis 65 Jahre zu arbeiten, ist Beleg dafür, dass die Belastungen viel zu hoch sind und die Rente mit 67 unerreichbar ist“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach unserer Zeitung.

Dass Ältere wegen Erschöpfung vorzeitig in Rente gehen, bestreitet auch Hilmar Schneider vom Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit nicht. Doch sei das nur die halbe Wahrheit: „Es gibt auch Menschen, die schlicht keine Lust mehr haben und sich auch vom geringeren Rentenanspruch nicht abschrecken lassen.“ Hinzu kämen Vermögende, die sich den vorzeitigen Abschied vom Beruf leisten könnten.

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