Stuttgart-21-Stresstest verzögert sich

Stuttgart (dpa) - Es bleibt stressig in Stuttgart. Die Entscheidung über das Ob und Wie des Tiefbahnhofs hängt in der Warteschleife. Die Bahn ist von ihrem strikten Terminplan abgewichen. Lange hieß es: geht nicht.

Jetzt dagegen: geht doch.

Das mit Spannung erwartete Ergebnis des Stresstests zur Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs wird voraussichtlich erst Ende Juli präsentiert. Der Grund für die Verzögerung: Die Schweizer Verkehrsberatungsfirma sma kann erst am 21. Juli ihr Gutachten den Projektpartnern übermitteln. Das gab Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler nach dem Treffen der Projektgegner und -befürworter am Freitag im Stuttgarter Rathaus bekannt.

Der Termin für die öffentliche Vorstellung ist noch unklar, soll aber noch im Juli angesetzt werden. Ursprünglich sollte das entscheidende Gutachten bereits an diesem Montag (11. Juli) übergeben und am nächsten Donnerstag (14. Juli) vorgestellt werden, da die Bahn einen Tag später wichtige Aufträge im Volumen von 750 Millionen Euro vergeben wollte.

Bahn-Technikvorstand Volker Kefer sagte, der ohnehin sehr knapp bemessene Zeitplan sei durch die unvorhergesehenen Fachgespräche mit Teilnehmern der sma, der Bahn und des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 ins Rutschen geraten. Auch die Vorbereitung dieser Runden habe Zeit gekostet, die das kleine Ingenieurbüro nicht habe ausgleichen können. „Hier geht Qualität vor Geschwindigkeit“, betonte Kefer.

Kefer erläuterte, die Bahn wolle am 15. Juli „vergabeklar“ sein. Das heiße, man werde zu diesem Zeitpunkt den Firmen absagen, die für die Aufträge nicht infrage kommen. Diese hätten eine Widerspruchsfrist bis Ende Juli. Am 31. Juli, „dem spätmöglichsten Termin“, werde dann der Zuschlag für die erfolgreichen Firmen gegeben - also nach der öffentlichen Präsentation der Stresstestergebnisse. Bislang hatte die Bahn argumentiert, wenn die Vergabe nicht vom 15. Juli an erfolgen könne, drohten eine Verzögerung der Inbetriebnahme des Bahnhofs von 18 Monaten und immense Folgekosten.

Die sma begutachtet die bahninterne Fahrplansimulation für den geplanten Tiefbahnhof. Nach Angaben der Bahn können dort 49 Züge in der Spitzenstunde abgefertigt werden. Damit läge die Leistungsfähigkeit um 30 Prozent über der bei 37 Zügen pro Stunde festgelegten Kapazität des bestehenden Kopfbahnhofs. Nach Auffassung der Bahn hat der unterirdische Durchgangsbahnhof den Test bestanden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der dem Aktionsbündnis angehört, begrüßte die Verschiebung. Landesgeschäftsführer Berthold Frieß sagte, der Grund dafür sei wohl, dass von den Gegnern verlangte Rahmenbedingungen noch in die Prüfung des Stresstests einflössen. Dabei gehe es etwa um ausreichende Halte- und Umsteigezeigen sowie Pünktlichkeit der Züge.

An diesem Samstag planen die Stuttgart-21-Gegner erneut eine große Demonstration, zu der mehrere tausend Menschen in der Stuttgarter Innenstadt erwartet werden. Am Sonntag wollen die „Parkschützer“ in Stuttgart einen eigenen Stresstest vorstellen

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