Studie: Schöne Politiker sind erfolgreicher
Haben es attraktive Menschen leichter? Eine Studie der Uni Düsseldorf zeigt, dass das Aussehen von Politikern bei Bundestagswahlen eine große Rolle spielt.
Düsseldorf. Ein Gesicht sagt wenig über den Charakter eines Menschen aus — verrät aber viel. Oft reicht schon ein flüchtiger Blick, um andere Menschen zu kategorisieren. Aber steckt auch ein kluger Kopf dahinter? Erweckt das Gesicht einen vertrauensvollen, glaubwürdigen und kompetenten Eindruck? Offenkundig ja. Eine Studie, die ein Team um den Soziologen und Attraktivitätsforscher Ulrich Rosar erarbeitet hat, will herausgefunden haben, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Aussehen und Erfolg gibt.
Die Studie wollte herausfinden, ob gut aussehende Politiker erfolgreicher bei Wahlen abschneiden als die weniger attraktive Konkurrenz. Seit 2002 misst der Dekan der Philosophischen Fakultät der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Uni die Attraktivitätswerte deutscher Bundestagskandidaten und vergleicht sie mit den Wahlerfolgen. Das Ergebnis: Das Aussehen wird für die Wähler immer wichtiger. Der Zusammenhang zwischen einem ansprechenden Äußeren und Wählerstimmen sei signifikant und „sehr substanziell“ — sowohl was die Erst- als auch die Zweitstimme betreffe.
Laut Studie ist die Attraktivität die zweitwichtigste Eigenschaft der Kandidaten für den Wahlerfolg. Nur der Bekanntheitsgrad habe einen größeren Einfluss. Die Kompetenz komme erst an dritter Stelle. Rosar: „Wahlentscheidungen werden häufiger kurzfristig getroffen, bei gleichzeitiger Zunahme der Wechselbereitschaft der Wähler. In weitgehender Ermangelung verlässlicher Informationen zu komplexen politischen Sachfragen werden Wahlentscheidungen deshalb durch rollenferne Eigenschaften der Kandidaten wie ‚sympathisch‘ oder ‚attraktiv‘ beeinflusst.“
Für die Studie hatte Rosars Team bundesweit alle Spitzenkandidaten der Landeslisten und Direktkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien untersucht. 1786 Politiker wurden von 24 Studenten (zwölf Männer und zwölf Frauen im Alter von 18 bis 26 Jahren) auf einer Skala von null (unattraktiv) bis sechs (sehr attraktiv) in Online-Fragebögen bewertet. Den Probanden wurden die Politikerporträts ohne Parteizugehörigkeit gezeigt. Im Bundes-Gesamt-Ranking wurde Celine Erlenhofer (Linke) als schönste Bundestagskandidatin ausgemacht. Jan Ralf Nolte (AfD) aus dem hessischen Waldeck lag bei den Männern vorn.
Dass die Jury relativ klein war, habe in der Gesamtbewertung keine Rolle gespielt: „Es gibt einen Konsens über Attraktivität, der dafür sorgt, dass auch schon kleine Gruppen zu repräsentativen Ergebnissen kommen“, erklärt Rosar und nennt als Beispiel Schauspieler George Clooney, der von den meisten wohl als attraktiver wahrgenommen werde als Woody Allen. Erwiesen werden konnte in der Studie auch, dass die Wahlbeteiligung steigt, wenn in einem Wahlkreis ein attraktiver Politiker antritt, sagt der Soziologe. Der allerwichtigste Faktor bei der Wahl sei aber immer noch die Parteizugehörigkeit.