Berlin. Schwimmbäder sind in einem schlechten Zustand

Berlin · Der Sanierungsbedarf von Schwimmbädern in Deutschland wird auf 14 Milliarden Euro geschätzt. Die DLRG initiiert Petition an den Bundestag.

Schwimmbäder sind in einem schlechten Zustand
Foto: picture alliance / dpa/Ole Spata

In Deutschland machen immer mehr Schwimmbäder dicht. Viele Kinder können deshalb nicht schwimmen. In einer Anhörung im Bundestag wurde am Montag die Forderung nach einem milliardenschweren Masterplan laut. Das Bundesinnenministerium bremste allerdings die Erwartungen.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schlägt Alarm: 2018 gab es bundesweit 6400 Schwimmbäder – rund 1400 weniger als noch zur Jahrtausendwende. Im Durchschnitt stellen jährlich 80 Bäder den Betrieb ein. Jede vierte Grundschule in Deutschland hat deshalb mittlerweile keinen Zugang mehr zu einem Bad. Wie eine Umfrage der DLRG ergab, sind drei von fünf Kinder im Grundschulalter keine sicheren Schwimmer mehr.

Dieser Umstand spiegelt sich auch in der Zunahme der Todesfälle durch Ertrinken wider: In der Altersklasse bis zu zehn Jahren starben 2018 bereits 26 Kinder. Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 504 Ertrunkene registriert. Das waren 20 Prozent mehr als 2017. Angesichts dieser dramatischen Entwicklung hat die DLRG eine Petition an den Bundestag initiiert, die die Unterschriften von rund 130 000 Unterstützern trägt. Am Montag beschäftigte sich damit der Petitionsausschuss des Parlaments.

„Seit Jahren sehen wir mit großer Sorge den unheilvollen Trend zur Bäderschließung“, betonte DLRG-Präsident Achim Haag in der öffentlichen Anhörung. Viele Kommunen würden dadurch ihre defizitären Haushalte bereinigen. Im Ergebnis stehe das Fach Schwimmen oft gar nicht mehr auf dem Lehrplan. Obendrein werde so das Freizeitangebot der Kommunen geschmälert, was vor allem einkommensschwächere Familien treffe. Der Trend, ersatzweise Freibäder zu bauen oder auf Badeteiche auszuweichen, ist nach Haags Einschätzung schon deshalb keine vernünftige Alternative, weil auf die Angebote witterungsbedingt kein Verlass sei.

Finanzbedarf zur  Bekämpfung auf 14 Milliarden Euro beziffert

In ihrer Petition spricht sich die DLRG für eine systematische Bedarfsplanung im Rahmen eines bundesweiten Masterplans aus. Der Finanzbedarf zur grundlegenden Bekämpfung der Missstände wird für die kommenden zehn Jahre auf etwa 14 Milliarden Euro beziffert.

In der Anhörung ließen Vertreter aller Bundestagsparteien Sympathien für den Vorstoß erkennen. „Wir sind uns über die Fraktionsgrenzen hinweg einig, dass Handlungsbedarf besteht“, fasste der FDP-Abgeordnete Manfred Todtenhausen die Stimmung zusammen.

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