Macht des Bildes : Schlank an die Macht: Junge Wähler mögen „Slim-Fit-Warrior“
Wien (dpa) - Bei vielen Jungwählern ist laut Forschern die körperliche Attraktivität von Politikern ein entscheidendes Kriterium.
„Jungwähler bewerten Politik anhand ästhetischer Kategorien. Sie sind sehr stark Augenmenschen und wollen Erkenntnisse durch bildliche Wahrnehmung gewinnen“, sagte der österreichische Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier der Deutschen Presse-Agentur. Bei einer repräsentativen Umfrage seines Meinungsforschungsinstituts „tfactory“ im Vorfeld der Wahlen in Österreich habe sich die Macht der Optik bestätigt. „Die starke Verkörperlichung des Politischen hat einen neuen Idealtypus hervorgebracht: den Slim-Fit-Warrior.“
In Österreich verkörperten die sichtbar fitten Spitzenkandidaten Christian Kern (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) diesen Typus. „Kurz und Kern symbolisieren den schlanken, neuen, liberalen, beweglichen, hochgradig individualisierten Kapitalismus“, meinte Heinzlmaier. Bei politischen Inhalten müssten die meisten Befragten passen, aber ob jemand modern und modisch sei, wüssten sie ganz genau, so der Forscher. „Sie beurteilen immer das, was oberflächlich wahrnehmbar ist.“
Der 30-jährige Kurz hat laut Umfrage die Nase bei den Jungwählern vorn. Sein Vorsprung vor dem 51-jährigen Kanzler sei in den Kategorien „Jugendlichkeit“, „Modernität“, „Durchsetzungsfähigkeit“ deutlich. Dabei komme dem neuen ÖVP-Chef zugute, dass er alte Strukturen der Partei abgeschafft und sie als von ihm dominierte „Bewegung“ neu aufgesetzt habe.
„Man muss in den Konflikt mit den Modernisierungsverhinderern in der eigenen Partei treten“, so Heinzlmaier. Genau das verschaffe die Glaubwürdigkeit, verändern zu können. Insofern sei in Deutschland die einmütige Wahl von Martin Schulz zum SPD-Chef im März äußerst kritisch zu sehen. „Wenn man wie Martin Schulz 100 Prozent bekommt, ist das im Prinzip schon der Untergang.“
Kanzlerin Angela Merkel habe eine Sonderrolle. Merkel habe als „Mutter der Nation“ nichts zu fürchten, so Heinzlmaier. „Mütter müssen nicht schön sein, damit sie geliebt werden.“