Röttgen will Atommüll-Bergung in der Asse beschleunigen

Remlingen (dpa) - Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) will den radioaktiven Müll aus dem maroden Atomlager Asse so schnell wie möglich bergen lassen.

„Es muss schnellstens raus. Es arbeiten alle daran, dass es so raus kommt, dass keine Menschen gefährdet werden“, sagte Röttgen beim ersten Asse-Besuch seiner Amtszeit am Montag. Es gebe keine Verschleppungstaktik der Politik, betonte Röttgen. Er habe die Verantwortung als Minister für die Asse zu tragen. Zudem betonte er, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) werde nicht zerschlagen.

Das frühere Salzbergwerk in Niedersachsen gilt als größtes deutsches Umweltproblem, weil Strahlung das Grundwasser der ganzen Region verseuchen könnte. Dutzende Anwohner empfingen Röttgen mit Pfiffen, gelbe Atomfässer mahnten Röttgen, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Einige Bürger unterstellten dem Minister bei einer spontanen Diskussion, dass die Regierung das Lager lieber verfüllen wolle. Bisher ist ungewiss, wie lange das Lager noch stabilisiert werden kann, in das täglich 12 000 Liter Wasser eindringen. Eine Bergung würde mehrere Milliarden Euro kosten und könnte 30 bis 40 Jahre dauern.

Röttgen mahnte eine umfassende Klärung der gemachten Fehler an. „Das muss aufgearbeitet werden“, sagte Röttgen. Es müsse geklärt werden, ob hier Vorsatz am Werke war. Es sei für ihn unvorstellbar, dass in einem solchen Bergwerk bis 1978 rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen abgekippt werden konnten. Die Abfälle müssen so schnell und so sicher wie möglich geborgen werden. „Entscheidend ist der Blick nach vorn“, betonte Röttgen.

Am Sonntag hatten 25 000 Menschen in der Region mit einer Lichterkette gegen Atomenergie demonstriert. Röttgens Vorgänger, SPD-Chef Sigmar Gabriel, forderte mehr Tempo und Einsatz, um schneller voranzukommen bei den Vorbereitungen für eine Bergung: „Ich hoffe, dass dies nicht nur ein Beschwichtigungsbesuch ist.“ Bisher verhindern zahlreiche Auflagen das Anbohren einer ersten Kammer, um zu schauen, wie der dahinter lagernde Müll aussieht. Es ist unklar, ob er noch in Fässern ist oder sich schon im Wasser aufgelöst hat.

In der Diskussion über die Organisation der neuen Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll forderte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin ein Spitzentreffen im Kanzleramt. „Wir fordern die Bundeskanzlerin auf, die Fraktionen des Bundestages zusammen mit den Ländern zu einem Gespräch einzuladen, in dem die ausstehenden Differenzen zu Gorleben, zu den Standortkriterien und zur Organisation der Endlagersuche geklärt werden.“

Röttgen bekräftige, an der Idee eines neuen Bundesinstituts für Strahlenschutz festzuhalten - es gehe hier um eine ganz neue Aufgabe und eine entsprechende wissenschaftliche Begleitung. Es sei Unfug, dass er angeblich das Institut in seinem nordrhein-westfälischen Wahlkreis ansiedeln wolle. Das BfS werde nicht geschwächt „und nicht zerschlagen“. Er appellierte nach der Kritik von SPD und Grünen an alle Parteien, den Weg des Konsens bei dem Neustart weiterzugehen.

Der Landrat von Wolfenbüttel, Jörg Röhmann, wertete Röttgens Besuch als gutes Zeichen: „Wir sind sehr froh, Herr Minister, dass Sie sich so klar zur sicheren Rückholung bekannt haben“. Der Besuch komme zwar spät, aber es sei gut, dass dies der Start für eine intensivere Kommunikation sein könne. BfS-Präsident Wolfram König sagte, die Rückholung sei eine große Herausforderung und fordere Unterstützung Aller. „Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen“, so König. Sowohl aus politischen, als auch aus den wissenschaftlichen, um diese Fehler bei der künftigen Endlagerung zu vermeiden.

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