Reformation: Jedes Jahr ein Feiertag?

Die große Mehrheit befürwortet in einer Umfrage, dass der Reformationstag dauerhaft zum gesetzlichen Feiertag erhoben wird. Die Wirtschaft, aber auch die Kirchen sehen das kritisch.

Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther die 95 Thesen angeschlagen haben. Sollten wir daraus einen (dauerhaften) Feiertag machen?

Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther die 95 Thesen angeschlagen haben. Sollten wir daraus einen (dauerhaften) Feiertag machen?

Foto: dpa

Düsseldorf. Der Reformationstag sollte nicht nur ausnahmsweise wie in diesem Jahr des 500. Reformationsjubiläums ein zusätzlicher Feiertag sein. Dafür sprachen sich Ende 2016 in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov 72 Prozent der Befragten aus. Sie wollen einen regelmäßigen bundesweiten Feiertag am 31. Oktober.

Bisher haben nur die Menschen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Reformationstag immer frei. Regelmäßige bundesweite Feiertage sind nur Neujahr, Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, der Tag der Arbeit, der Tag der Deutschen Einheit und die Weihnachtsfeiertage. Bayern mit drei weiteren Feiertagen (Heilige Drei Könige, Fronleichnam und Allerheiligen) ist auch in dieser Disziplin deutscher Meister.

Wenig begeistert von der Einführung eines zusätzlichen Feiertags zeigte sich der Unternehmerverband NRW. Dessen Hauptgeschäftsführer Luitwin Mallmann sagte: „Jeder zusätzliche Feiertag belastet die deutsche Wirtschaft mit Kosten in Milliardenhöhe.“ Der Produktionsausfall an einem Feiertag könne nicht nachgeholt werden. Auch der Unternehmerverband akzeptiere eine Entscheidung, die den Reformationstag als jährlichen Feiertag einführt „und im Gegenzug einen anderen Feiertag streicht.“

Selbst die großen Kirchen geben sich skeptisch. Für die katholische Kirche sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck: „Wer hätte nicht gerne noch einen weiteren Feiertag? Es wäre aber falsch, Feiertage lediglich als freie Tage zu verstehen.“ Gerade die christlichen Feiertage und die damit verbundenen Bräuche seien ja kein Selbstzweck. „Sie verwurzeln den Glauben im Alltag, geben ihm im Jahresverlauf eine Gestalt.“ Insoweit machten Feiertage nur Sinn, wenn auch tatsächlich etwas gefeiert wird. Deshalb sei es auch Aufgabe der Kirchen, die christlichen Feiertage lebendig zu halten. Overbeck: „Ob der Reformationstag ein bundesweiter Feiertag sein soll, müssen am Ende die Länderparlamente entscheiden. In den östlichen Bundesländern mit einer stärkeren evangelischen Tradition bleibt der Reformationstag ja weiterhin ein Feiertag. Dafür ist in anderen Bundesländern Allerheiligen ein Feiertag“.

Ein Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland betonte, man habe zwar die Entscheidung begrüßt, den Reformationstag 2017 als gesetzlichen Feiertag zu begehen. Für eine weitergehende Regelung, den 31. Oktober künftig bundesweit als arbeitsfreien Feiertag einzuführen, werde man aber nicht werben. Evangelische Christen sollten allerdings wie bisher an diesem kirchlichen Feiertag Reformationsfeiern und Gottesdienste in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen ohne Einschränkung besuchen können.

Martin Luther soll seine 95 Thesen am 31. Oktober vor 500 Jahren veröffentlicht haben. Der Thesenanschlag in Wittenberg gilt als Beginn der Reformation. Doch wie aktuell sind Luthers Forderungen ein halbes Jahrtausend nach der Spaltung der Kirche noch? Redakteur Ekkehard Rüger (evangelisch) und Chefredakteur Ulli Tückmantel (katholisch) haben ihre Gedanken aufgeschrieben.

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