Otto von Habsburg: der Kaisersohn wird in Wien beigesetzt

Der älteste Sohn des letzten Kaisers von Österreich war 20 Jahre Europa-Abgeordneter. Gestern starb er im Alter von 98 Jahren.

Pöcking. Noch im hohen Alter leuchteten seine Augen, wenn er über Politik sprach. Otto von Habsburg, ältester Sohn des letzten regierenden Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn, bestieg zwar nie den Thron, wurde aber überzeugter Parlamentarier. Habsburg, der für die CSU insgesamt 20 Jahre als Abgeordneter im Europaparlament saß und vier europäische Pässe hatte, konnte nicht anders: „Ich komme aus einer Familie, die schon vor 600 Jahren in der Politik war“, sagte er einmal.

Am Montag starb der 22-fache Großvater und zweifache Uropa mit 98 Jahren friedlich in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See im Beisein seiner sieben Kinder. Wie seine Sprecherin und Biografin Eva Demmerle berichtete, soll sein Sarg Mitte Juli an den Regierungssitz des Vaters zurückkehren: Otto von Habsburg und seine bereits Anfang 2010 gestorbene Frau Regina werden in der Kaisergruft der Habsburger in Wien beigesetzt.

Eigentlich sollte auch Otto Kaiser werden. Doch die dramatischen Wirren des Ersten Weltkriegs brachten ihn um diese Chance. Otto von Habsburg betrachtete sich noch jahrzehntelang als erster Anwärter auf den Thron des österreichischen Kaisers und ungarischen Königs, auch KuK-Monarchie genannt. Erst 1961 sprach er seinen offiziellen Verzicht auf das Amt aus, das die österreichische Regierung ein Jahr nach dem Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs zusammen mit allen Adels-privilegien abgeschafft hatte.

Der Mann, der am 20. November 1912 in Reichenau/Niederösterreich als Franz Josef Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius, Kaiserlicher Prinz, Erzherzog von Österreich und Königlicher Prinz von Ungarn geboren wurde, war mit vier Jahren durch Kaiserkrönung seines Vaters Karl der Thronfolger.

Doch als Sechsjähriger musste Otto mit seiner Familie Österreich verlassen. Otto wuchs in Belgien und Spanien auf und wurde 1922 das Oberhaupt des Adelshauses Habsburg.

Schon vor dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland engagierte sich der junge Adelige gegen die Nazis, die er verachtete. Nach der Niederlage Frankreichs gegen Deutschland 1940 half er mit, rund 10 000 Juden vor den Nazi-Schergen in Sicherheit zu bringen. Nach einer Zeit in den USA zog er 1954 nach Pöcking am Starnberger See.

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