Per E-Mail Oldenburger Polizeipräsident erhielt nach AfD-Kritik Morddrohung

Hamburg · Der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme hat eine Morddrohung erhalten. Der „Spiegel“ berichtet, ein Unbekannter drohe ihm mit einem ähnlichen Schicksal wie vom Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke.

 Archivbild: Der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme.

Archivbild: Der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Nach seiner öffentlichen Kritik an Äußerungen führender AfD-Politiker hat der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme einem "Spiegel"-Bericht zufolge eine Morddrohung erhalten. Per E-Mail habe ein Unbekannter dem Beamten aus Niedersachsen die Erschießung angedroht, berichtete das Magazin am Freitag vorab. "Nicht heute, nicht morgen, denk einfach an Lübcke", hieß es in der Mail demnach.

Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke war im Juni vergangenen Jahres vor seinem Wohnhaus erschossen worden. Er wurde in rechten Kreisen seit längerem wegen Äußerungen im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik angefeindet. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Hintergrund aus. Mehrere Verdächtige befinden sich in Haft.

Laut "Spiegel" ging die Drohung an Kühme bereits Mitte November ein. Die Polizei nehme sie ernst, es sei eine Gefährdungsanalyse für den Polizeipräsidenten erstellt worden. Kühme sagte dem Magazin, er lasse sich nicht einschüchtern. "Ich werde meine Haltung nicht ändern."

Kühme hatte bei einer Veranstaltung Kritik an bestimmten Äußerungen führender AfD-Politiker geübt. Er bezog sich unter anderem auf die Aussage des ehemaligen Parteichefs Alexander Gauland, der die Nazizeit als "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte bezeichnet hatte. Kühme wird seither von der niedersächsischen AfD scharf kritisiert.

Zuletzt hatte sich die gesamte Führungsspitze der niedersächsischen Polizei öffentlich hinter ihren Kollegen gestellt und das Vorgehen der AfD scharf kritisiert. Kühme habe mit seinen Äußerungen dem "strategischen Ziel" der Polizei entsprochen, die ihr "freiheitlich-demokratisches Selbstverständnis" wahren und demokratiefeindlichen Tendenzen begegnen werde, betonten die Beamten. Die AfD wolle "politischen Druck" ausüben. Dagegen verwahre sich die Polizei "entschieden".

(AFP)
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