NSU-Prozess: Ein Richter als Ermittler

Die Hauptangeklagte schweigt, und es gibt keinerlei Anzeichen, dass Beate Zschäpe künftig etwas daran ändern wird. Der Mitangeklagte Carsten S. hat zwar umfassend gestanden, spricht aber nicht mit jedem.

Fragen von Ralf W. Verteidigern will er zumindest nicht beantworten — es sei denn, der ehemalige NPD-Funktionär packt ebenfalls aus. Holger G., der als intimster Vertrauter der Terrortruppe NSU galt und wie S. auf die Kronzeugenregelung hofft, hat nur ein Teilgeständnis verlesen lassen und ist seitdem ebenfalls verstummt.

Vorhang zu und alle Fragen offen also? In einem der wohl bedeutendsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte? Ganz so einfach ist es nicht. Zwar lässt sich auch nach 32 Verhandlungstagen über ein mögliches Urteil nur spekulieren, klar ist aber, dass die Luft für Zschäpe und W. dünner geworden ist. Beide werden durch Zeugenaussagen schwer belastet.

Was auch und vor allem der Akribie des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl zu verdanken ist. Nur durch sein hartnäckiges Nachbohren ist ein weiterer möglicher Anschlag des NSU in Nürnberg ans Licht gekommen. Da wird ein Richter zum Ermittler. Und die Arbeit von Polizei und Verfassungsschutz einmal mehr zur Farce. Man darf gespannt sein, was nach der Sommerpause passieren wird.

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