Neue Ermittlungen gegen Zschäpe in Erfurt

Erfurt (dpa) - Unabhängig von dem bevorstehenden Münchner NSU-Prozess ermittelt die Erfurter Staatsanwaltschaft in einem neuen Verfahren gegen die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe.

Es werde dem Anfangsverdacht des versuchten mittäterschaftlichen Mordes nachgegangen, sagte die Erfurter Oberstaatsanwältin Anette Schmitt-ter Hell der dpa. Sie bestätigte damit einen Bericht von MDR Thüringen.

Hintergrund ist ein Streit auf dem Erfurter Bahnhof am Silvesterabend 1996 zwischen zwei Brüdern aus Hamburg sowie zwei Männern und einer Frau. Dabei sollen Schüsse auf die Brüder abgegeben worden sein. Nach dem Auffliegen des rechten Terror-Trios hatten sich die Brüder im Sommer vergangenen Jahres beim Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet, weil sie das Trio wiedererkannt haben wollen.

Oberstaatsanwältin Schmitt-ter Hell sprach von einem „äußerst vagen Anfangsverdacht“. Auch sei es sehr schwierig, nach der langen Zeit jetzt noch einen Tatnachweis zu führen. Die Brüder hatten nach dem Vorfall vor fast 17 Jahren laut MDR aus Angst vor Repressionen durch die rechte Szene keine Anzeige gestellt.

Die Bundesanwaltschaft hatte das Verfahren nach Erfurt abgegeben, da sie 1996 noch keine Anhaltspunkte einer terroristischen Vereinigung von Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe sah.

Zudem wurde bekannt, dass im Zusammenhang mit den Ermittlungen zur Mordserie der NSU-Terrorzelle der Generalbundesanwalt derzeit zehn Ermittlungsverfahren führt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, über die das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet. Sie richten sich gegen mögliche NSU-Unterstützer, die nicht zu den fünf vor dem Oberlandesgericht München Angeklagten zählen. Weitere vier Ermittlungsverfahren gibt es wegen des Verdachts auf Bildung oder Unterstützung von rechtsterroristischen Vereinigungen.

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