Verzwergung oder Neuanfang? : Nach der Wahl: Große Erwartungen an SPD-Chefin Nahles
Berlin (dpa) - Nach der Wahl von Andrea Nahles zur SPD-Vorsitzenden dringen führende Sozialdemokraten auf einen Neubeginn und größeren Zusammenhalt in der Partei. „Wenn die SPD jetzt permanent nur nach innen schaut und nach innen streitet, dann sind die Erfolgsaussichten überschaubar.“
Das sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil dem Sender NDR Info. Bundestags-Fraktionsmanager Carsten Schneider wünschte sich mehr „visionären Überschuss“. Die SPD müsse etwa über die Zukunft des Sozialstaats debattieren und nicht nur das „reine Tagesgeschäft“ machen, sagte er in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“.
Ein Sonderparteitag hatte Nahles am Sonntag mit nur 66,3 Prozent als erste Frau an die Spitze der SPD gewählt. Ihre Gegenkandidatin, Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange, schnitt mit 27,6 Prozent stärker ab als erwartet. Parteivize Malu Dreyer will das mäßige Wahlergebnis aber nicht überbewerten: „Ich bin überzeugt, dass Andrea Nahles genug Rückenwind hat. Auf dieser Grundlage kann sie sehr gut arbeiten“, sagte sie der „Rheinischen Post“ (Montag).
Mit Nahles' Wahl sei ein „wirklich schwieriger Prozess“ beendet, sagte SPD-Vize Natascha Kohnen aus Bayern dem Sender Bayern 2. Das historisch schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl und der Zick-Zack-Kurs in die große Koalition hatten in der Partei tiefe Gräben aufgerissen. Der Blick müsse jetzt nach vorn gehen, forderte Kohnen. In einer Welt, die aus den Fugen gerade, müsse die Sozialdemokratie sich „auf die Hinterbeine stellen“.