Mutterschutz statt Politik: Andrea Nahles nimmt Auszeit

Die Generalsekretärin verabschiedet sich bis März aus dem Willy-Brandt-Haus. Die 40-Jährige erwartet ihr erstes Kind.

Berlin. Vor gut zwei Wochen war noch ein Termin mit Symbolcharakter angesetzt. Andrea Nahles schaute in einem Berliner Geburtshaus bei freiberuflich arbeitenden Hebammen vorbei, die dort für eine angemessene Bezahlung streikten. In der Weihnachtswoche wird sich die 40-Jährige jetzt selbst in privater Mission zurückziehen. Die SPD-Generalsekretärin erwartet im Januar ihr erstes Kind.

Sie geht zur Entbindung allerdings in kein Geburtshaus, sondern in ein normales Krankenhaus. Bei der Pressekonferenz am Montag nach der Sitzung des SPD-Präsidiums will Nahles nochmals auftreten, ehe sie sich in den Mutterschaftsurlaub verabschiedet, der offiziell bis Ende März dauert, hieß es gestern im Willy-Brandt-Haus.

Bis dahin kann die Arbeit der Generalsekretärin nicht liegen bleiben. Nach außen soll Nahles in der Zeit ihrer Abwesenheit von den vier stellvertretenden Parteivorsitzenden Hannelore Kraft, Manuela Schwesig, Olaf Scholz und Klaus Wowereit vertreten werden. Nach innen soll Bundesgeschäftsführerin Astrid Klug die Arbeit übergangsweise übernehmen.

In die Zeit ihres Mutterschaftsurlaubes fallen unter anderem auch die Wahlkämpfe für die wichtigen Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, dem Heimatland der SPD-Politikerin. Nahles, die in Weiler bei Mayen wohnt und dort 1989 den SPD-Ortsverein gegründet hat, liegt selbstredend an einem Wahlerfolg der rheinland-pfälzischen SPD. Seit der letzten Landtagswahl kann die von Kurt Beck geführte SPD Rheinland-Pfalz mit absoluter Mehrheit regieren. Ob Nahles bereits im Wahlkampf wieder mitmischen kann, ist offen. Dies hänge auch von der Entwicklung des Kindes ab.

Wenn es „möglich“ sei, werde sie sich sicherlich im Wahlkampf „einbringen“, heißt es in der SPD. Dabei war selbst in der letzten Woche vor Antritt ihres Mutterschaftsurlaubes ihr Kampfgeist ungebremst. Zuerst ging sie Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wegen dessen Afghanistan-Reise mit Ehefrau und TV-Moderator Johannes B. Kerner ins Kriegsgebiet als „Staatsschauspieler“ an. Dann kritisierte sie den Gesetzentwurf zur Leiharbeit von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) als Anreiz zum Missbrauch. Dieser sei „geradezu eine Einladung, auch künftig und in verstärktem Maße Stammbelegschaften durch Leiharbeiter zu ersetzen“.

Auch nach Innen hat Nahles in den vergangenen Jahren ordentlich gewirbelt. Unvergessen, wie sie sich 2005 in einer Kampfabstimmung um den Generalsekretärsposten gegen den Müntefering-Kandidaten Kajo Wasserhövel durchsetzte und den Rücktritt des damaligen SPD-Chefs Franz Müntefering auslöste. Oskar Lafontaine nannte sie einmal ein „Geschenk Gottes“ für die SPD. Das ist lange her. Inzwischen ist Lafontaine für sie ein „Antidemokrat“, wie sie einmal sagte.

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