Merkel-Nachfolge „Ich bin Friedrich Merz – mit e“

Berlin · Der ehemalige Fraktionschef startet mit einem großen Auftritt in der Bundespressekonferenz in das Merkel-Nachfolgerennen bei der CDU.

 Den großen Auftritt beherrscht er auch nach zehn Jahren noch: Friedrich Merz (CDU) auf dem Weg zur Bundespressekonferenz in Berlin.  Foto: dpa

Den großen Auftritt beherrscht er auch nach zehn Jahren noch: Friedrich Merz (CDU) auf dem Weg zur Bundespressekonferenz in Berlin. Foto: dpa

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Bedächtig, leicht gebückt, aber doch zielgerichtet schreitet Friedrich Merz am Mittwoch in den Saal der Bundespressekonferenz. Auch nach zehn Jahren Abwesenheit von der Politik beherrscht er den großen Auftritt noch. Merz lächelt in die Kameras. Zurückhaltend. Professionell. Zwei Minuten klickt es wie wild.

„Ich bin Friedrich Merz. Mit e“. So beginnt er. In der kurzfristig verschickten Einladung stand ein „ä“. Die Sonne strahlt seitlich auf seine Schläfe, sie steht flach über dem Kanzleramt. Merz sieht gut aus, braun, schlank, dynamisch. Und das mit 62 Jahren. Gefragt, ob er für die jüngeren Generation nicht schlichtweg ein Unbekannter sei, einer, den man mit „ä“ schreibt, antwortet er: „Für die 20-Jährigen vielleicht, die waren damals zehn. Aber ab 30 kennt man mich sicher.“

Oder man wird ihn kennenlernen. Keine Frage, dass mit diesem Auftritt gerade der Merz-Hype beginnt, so wie der Schulz-Hype im Januar letzten Jahres. Zumal dem Auftritt die Nachricht vorausgeht, dass Armin Laschet, NRW-Ministerpräsident, sich nicht um den CDU-Vorsitz bewerben will. Ein Konkurrent weniger. Der Saal ist brechend voll wie sonst nur bei der Kanzlerin. Einige Medien übertragen live. Die Auslandskorrespondenten sind zahlreich vertreten. „The new chancler“, sagt einer, er meint es witzig.

Merz verspricht allen in der Partei etwas

Der Auftritt ist souverän. Die Sätze sind kurz, abgehackt betont, ein bisschen wie Macher reden. Das Wort „klar“ kommt in allen Variationen mehrfach vor. Das ist ja auch sein altes Image: Klare Kante. Die Steuerreform, die auf einen Bierdeckel passt. Die deutsche Leitkultur. Das, was Merz sagt, ist jedoch genau das Gegenteil. Er verspricht praktisch allen in der Partei alles. Nein, neoliberal sei er wahrlich nicht, das sei ein „Kampfbegriff“.

Er sei wirtschaftsliberal, wertkonservativ und sozial. Diese Begriffe nennt er auch als Zielbestimmungen für die CDU. Und auch noch die Ökologie. Irgendwann rutschen ihm doch noch zwei Bemerkungen raus, die daran erinnern, dass er ein Mann der Wirtschaft ist und in den letzten Jahren sehr viel Geld beim größten Anlageunternehmen der Welt, der amerikanischen BlackRock verdient hat. Zum einen sagt er, dass der Sozialstaat immer nur das ausgeben könne, was auch erwirtschaftet würde. Eine Binse, aber er betont sie. Zum anderen: „Deutschland hat eine viel zu kleine Zahl von Aktionären“.

Merz ist immer noch ein politischer Fuchs. Er schlägt vor, er, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn, die verbliebenen Bewerber, sollten sich auf Regionalkonferenzen der Partei vorstellen. Er weiß, dass er an der Basis die meisten Phantasien beflügelt. Sie sehnt sich nach einem ganz anderen Typ vorne an der Spitze.

Das schwerwiegendste Argument gegen ihn, sein schlechtes Verhältnis zu Angela Merkel, die ja als Kanzlerin weiter amtieren will, wischt er beiseite. Er tut so, als sei nichts hängen geblieben davon, dass sie ihn 2002 aus dem Fraktionsvorsitz verdrängt hat. „Völlig undramatisch“ sei dieser Vorgang gewesen, erklärt er. Nein, er sei sich sicher, gut mit einer Kanzlerin Angela Merkel zusammenarbeiten zu können. Wie lange? „So, wie wir es dann gemeinsam beraten.“

(red)
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