Merkel und Schulz: Terror wird nicht siegen

Viele Deutsche unter den Opfern des Anschlags in Barcelona — Berliner Politik zeigt sich bestürzt.

 Aus Anlass des Terroranschlags in Barcelona wurde an allen öffentlichen Gebäuden in der deutschen Hauptstadt die Beflaggung auf halbmast gesetzt, wie hier vor dem Reichstagsgebäude in Berlin.

Aus Anlass des Terroranschlags in Barcelona wurde an allen öffentlichen Gebäuden in der deutschen Hauptstadt die Beflaggung auf halbmast gesetzt, wie hier vor dem Reichstagsgebäude in Berlin.

Foto: Wolfgang Kumm

Berlin. Die besonders schlimme Nachricht aus deutscher Sicht hatte Freitagvormittag der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, zu verkünden. Da waren die Fahnen vor dem Kanzleramt und anderen Bundesbehörden schon auf Halbmast gesetzt: „Ich kann ihnen mit Bedauern und Trauer sagen, dass sich unter den Verletzen auch zahlreiche deutsche Staatangehörige befinden.“ Bis zum Abend war von 13 Bundesbürgern die Rede, die bei dem Anschlag in Barcelona mit einem Kleinlaster auf der Flaniermeile Las Ramblas schwer verletzt wurden. „Einige von ihnen so schwer, dass sie um ihr Leben kämpfen müssen“, ergänzte Schäfer. Es sollen drei sein.

Mindestens 14 Tote und über 100 Verletzte, das ist die traurige Gesamtbilanz des Attentats. Berlin zeigte sich geschockt angesichts des erneuten islamistischen Angriffs in einer europäischen Großstadt und dann in dem spanischen Ferienort Cambrils. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefonierte am Morgen mit den Spitzen der anderen Parteien, darunter auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Man vereinbarte, aus Respekt vor den Opfern die anstehenden Wahlkampfveranstaltungen gedämpft abzuhalten, zum Beispiel ohne laute Musik. Unterbrochen werden soll der Wahlkampf aber nicht, um den Terroristen nicht kleinbeizugeben, wie es hieß.

Kleintransporter fährt in Barcelonas Zentrum in Menschenmenge
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Am Rande einer Parteiveranstaltung betonte Merkel, der islamistische Terror gehe mit „vollständiger Menschenverachtung“ vor. Gerade Barcelona stehe für vieles, was die Lebensart der freien Welt ausmache. „Der Terrorismus kann uns bittere und tieftraurige Stunden bereiten. So, wie das jetzt in Spanien geschehen ist. Doch besiegen kann er uns nicht“, meinte die Kanzlerin. Ihr Herausforderer Schulz sprach von einem „feigen Anschlag“ und „hemmungsloser Mordbrennerei“, mit der wieder Terroristen des islamistischen Staates zugeschlagen hätten. „Das wird uns aber nicht davon abbringen, dass wir an unserer offenen Lebensweise festhalten.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Kondolenzbrief an den spanischen König Felipe VI: „Als Europäer und als Freunde Spaniens fühlen wir uns alle getroffen. Aber dieser Terror wird unsere offene Gesellschaft nicht zerstören können.“

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) reiste am Freitag nach Barcelona, um seine Solidarität mit den Opfern zum Ausdruck zu bringen. Nach Angaben von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hat auch der Generalbundesanwalt „mit Blick auf die deutschen Opfer“ ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Wie es aus dem Auswärtigen Amt hieß, wurden bereits alle Betroffenen in den Krankenhäusern von deutschen Konsularbeamten aufgesucht. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ergänzte, er habe ein Team zur psychologischen Versorgung der Angehörigen nach Barcelona geschickt. Mit Blick auf das Attentat sagte de Maizière: „Bislang gibt es auf Täterseite keine Deutschlandbezüge.“ Die Gefährdungslage hierzulande sei „unverändert hoch“, die Sicherheitsbehörden blieben „wachsam“. Jede Großveranstaltung fände bereits „unter ganz anderen Sicherheitsvorkehrungen statt“ als noch vor einem Jahr.

Spanische Sicherheitskräfte töten fünf mutmaßliche Terroristen
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De Maizière betonte jedoch zugleich, nach den Anschlägen von Paris und Belgien vor zwei Jahren habe er bereits gefordert, den Informationsaustausch der verschiedenen Datenbanken in Europa über potentielle Gefährder zu verbessern. Die EU-Kommission habe dazu schon Vorschläge vorgelegt. „Es ist wichtig, dass das auch so schnell wie möglich umgesetzt wird“, so der Innenminister.

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