Minister der CDU Merkel trennt sich von Gröhe: Schlechte Nachrichten am Kofferband

Zwischenzeitlich als Bildungsminister gehandelt, am Nachmittag noch als Kanzleramtschef im Gespräch und zwei Stunden später nicht mehr auf der Liste. Für die Bundeskanzlerin eine „schmerzhafte Entscheidung“ — an Gröhes 57. Geburtstag.

 Für Hermann Gröhe gibt es im neuen Merkel-Kabinett wohl keinen Platz mehr.

Für Hermann Gröhe gibt es im neuen Merkel-Kabinett wohl keinen Platz mehr.

Foto: Kay Nietfeld

Berlin. Als Hermann Gröhe am Sonntagmittag in Düsseldorf auf den Eurowings-Flug EW9042 nach Berlin-Tegel eincheckte, konnte der Noch-Gesundheitsminister sich von prominenten Mitreisenden gratulieren lassen — zum 57. Geburtstag. Mit an Bord waren unter anderem NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper und Norbert Lammert, Ex-Bundestagspräsident und jetzt Chef der Konrad-Adenauer-Stiftung, sowie ein gutes Dutzend Parteitags-Delegierte und Mitarbeiter der NRW-CDU.

Zu diesem Zeitpunkt meldete die Deutsche Presse-Agentur noch, es werde „in der CDU für möglich gehalten, dass Merkel den bisherigen Gesundheitsminister Hermann Gröhe als Nachfolger von Peter Altmaier zum Kanzleramtschef macht.“ Nach 50 Minuten ohne Handy-Empfang in der Luft, in denen Gröhe sich auf Sitz 2C immer wieder unruhig durch die Haare fuhr, trafen am Kofferband gegen 16 Uhr die Nachrichten ein, die Hermann Gröhe wohl schon kannte.

Als Angela Merkel zwei Stunden später im Konrad-Adenauer-Haus vor die Presse trat, um ihre Kabinettsliste zu verkünden, sprach sie von einer „schmerzhaften Entscheidung“, die sie zu verkünden habe. „Hermann Gröhe und ich haben persönlich immer wunderbar zusammengearbeitet“, sagte Merkel. Gröhe sei ein langjähriger Weggefährte. „Natürlich ist das dann auch durchaus eine schmerzhafte, eine schwierige Entscheidung, und auch ich danke ihm von ganzem Herzen.“ Sie hoffe sowohl mit Gröhe als auch mit Thomas de Maizière „in Zukunft in anderer Konstellation weiter gut zusammenarbeiten zu können.“ Trotzdem bleibe es traurig.

Welche Konstellationen dies sein könnten, blieb am Vorabend des Parteitags offen. Hermann Gröhe hatte während des Wahlkampfs keinen Zweifel daran gelassen, dass er gerne Gesundheitsminister bleiben würde. Als sich abzeichnete, dass das Gesundheitsministerium im Besetzungspoker an Jens Spahn gehen wurde, war Gröhe zwischenzeitlich als Minister für Bildung und Forschung im Gespräch. Gröhe wurde 2008 Staatsminister im Kanzleramt und wechselte 2009 auf den Posten des CDU-Generalsekretärs im Konrad-Adenauer-Haus. Merkels Wahlerfolg 2013 wird vor allem seiner Arbeit dort zugeschrieben. Als Gesundheitsminister brachte er Ruhe in die Gesundheitspolitik und stieß eine Reform der Pflege an.

Gröhe galt als der in aller Stille erfolgreichste CDU-Minister im dritten Kabinett von Bundeskanzlerin Merkel. Bei der Versammlung der NRW-Delegierten dankte Ministerpräsident Armin Laschet „für seine viele Arbeit und großen Leistungen als Bundesgesundheitsminister“. Die NRW-Delegierten applaudierten Gröhe stehend. Aus seinem heimischen CDU-Kreisverband Neuss gab es kritische Stimmen zur Entscheidung Merkels. Gröhe ist auch Bundestagsabgeordneter für den Rhein-Kreis Neuss, was er bleiben will.

Am Abend gab der scheidende Minister eine persönliche Erklärung ab: "Gerne habe ich in den letzten vier Jahren als Bundesminister Verantwortung für die Gesundheitspolitik in unserem Land getragen. Mir war es dabei stets ein besonderes Anliegen, den Menschen den Rücken zu stärken, die täglich ihr Bestes geben, damit es anderen besser geht. Für zahlreiche eindrückliche, ja bewegende Begegnungen bin ich sehr dankbar. Natürlich hätte ich diese Arbeit gerne fortgesetzt. Aber ein Ministeramt ist stets ein Amt auf Zeit. Meinem Nachfolger wünsche ich alles Gute! Ich bin stolz darauf, meine Heimat auch weiterhin als direkt gewählter Abgeordneter im Deutschen Bundestag zu vertreten und werde dies mit ganzer Kraft tun", so Hermann Gröhe.

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