Meinung Macht die DNA-Analyse bei Fahndung pauschal verdächtig?

Meinung · Die Polizei soll künftig über DNA-Spuren die Farbe von Haut, Haar und Augen sowie das Alter eines flüchtigen Täters feststellen dürfen. Der Gesetzentwurf des Justizministeriums versucht, die Waage zu halten.

 Fahnder sollen DNA stärker auswerten dürfen

Fahnder sollen DNA stärker auswerten dürfen

Foto: dpa/Sven Hoppe

Bisher hat die Polizei nur das aus DNA-Spuren ermittelte Geschlecht eines Verdächtigen zu Fahndungszwecken verwenden dürfen. Schon seit längerem konnte sie jedoch viel mehr. Sie konnte am Erbgut auch Alter, Augen-, Haar- und Hautfarbe ablesen. Ja sogar, aus welcher Weltregion einer kommt. Wenn das alles vorliegt, warum es dann nicht nutzen? Die Beschränkung ist auf viel Unverständnis gestoßen, und die ist mindestens bei Opfern und Angehörigen sehr nachvollziehbar.

Doch werden bei ein bisschen Nachdenken schnell auch die Grenzen klar. Die Kernmerkmale der  meisten „Bio-Deutschen“ sind ziemlich ähnlich: hellhäutig, blond, blauäugig. Sie sind für die Fahndung völlig nutzlos, weil es zu viele Träger gibt. Erst, wenn es um dunkle Hautfarbe, schwarze Haare oder Herkunftsregion Afrika oder Asien geht, wird es interessant. Und diskriminierend. „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, hieß ein Filmklassiker. Künftig könnte er heißen: „A – Eine Stadt sucht einen Afrikaner, ca. 50 Jahre“. Oder einen Türken. Jeder, der ins DNA-Schema passt, wäre pauschal verdächtig und würde öffentlich gejagt werden. Aber nur Ausländer.

 Ein Kommentar von Werner Kolhoff.

Ein Kommentar von Werner Kolhoff.

Foto: nn

Der Gesetzentwurf des Justizministeriums versucht, die Waage zu halten. Klar ist, dass man bei der alten Beschränkung nicht stehen bleiben konnte. Klar ist aber auch, dass man nicht alles machen darf, was möglich ist, wenn die Nebenwirkungen schlimmer sind als der Nutzen. Deshalb werden die DNA-Daten auch künftig nur bei schweren Straftaten eingesetzt. Und auch nicht automatisch immer zur öffentlichen Fahndung genutzt. Außerdem sollen die sogenannten „biogeografischen Merkmale“, also die Herkunftsregion, nicht verwendet werden. Angesichts der Bereitschaft zu Hysterie und Rassismus ein weiser Entschluss. Angesichts der Vermischung, die  der Gen-Pool der Deutschen mit Menschen aus vielen Regionen schon hat, sowieso.

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