Kassen warnen vor Zusatzbeiträgen bis 70 Euro
Berlin (dpa) - Auf die 71 Millionen gesetzlich Krankenversicherten rollen möglicherweise Zusatzbeiträge von 50 bis 70 Euro pro Monat zu. Diesen Anstieg hält der Kassen-Spitzenverband in den kommenden Jahren für möglich, sagte die Vorsitzende Doris Pfeiffer im Deutschlandradio Kultur.
Die Kassen müssten Mehrkosten für Ärzte, Kliniken und Medikamente über Zusatzbeiträge bezahlen. „Von daher ist eine solche Größenordnung denkbar und auch von der Politik gewollt“, so Pfeiffer. Den Aufschlag müssen die Kassen-Mitglieder allein zahlen. Er kommt auf den paritätischen Beitrag nach dem Satz von 15,5 Prozent obendrauf.
Das Bundesgesundheitsministerium wies die Prognose zurück. „Ein Anstieg der Zusatzbeiträge in dieser Größenordnung ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten“, sagte ein Sprecher. „Im nächsten Jahr ist mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag im niedrigen einstelligen Euro-Bereich pro Monat zu rechnen.“ Der Anstieg werde sehr moderat verlaufen. Für Geringverdiener greife dann ein Sozialausgleich aus Steuermitteln. Derzeit erheben 13 gesetzliche Kassen Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern.
Grünen-Chef Cem Özdemir sagte, die Prognosen zeigten, „dass dieses Gesundheitswesen marode ist“. Der ehemalige Fachminister Philipp Rösler (FDP) habe kein gesundes Haus hinterlassen. Harald Weinberg, Obmann der Linken im Gesundheitsausschuss, sagte: „Die Zeitbombe Zusatzbeitrag zündet und zerstört die solidarische Gesundheitsfinanzierung endgültig.“ Schwarz-Gelb wolle die Privatisierung des Gesundheitssystems vorantreiben.