Kassen schlagen Alarm: Ärzte werden knapp

Die medizinische Versorgung ist vor allem in ländlichen Bereichen gefährdet.

Kassen schlagen Alarm: Ärzte werden knapp
Foto: Soeren Stache

Berlin. Weite Wege, lange Wartezeiten und keine Besserung in Sicht — besonders in ländlichen Regionen fühlen sich die Patienten abgehängt. Dabei gibt es in Deutschland so viele Ärzte wie noch nie, wie der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) Donnerstag deutlich machte. Das Problem sei eine ungleiche Verteilung. „Es ist notwendig, die Überversorgung abzubauen, um die Unterversorgung zu bekämpfen“, erklärte Verbandsvize Johann-Magnus von Stackelberg in Berlin.

Entsprechende Reformideen gibt es zuhauf. Doch offenbar werden sie nur zögerlich umgesetzt. Trotzdem gibt es nach Angaben von Stackelbergs Regionen mit zu wenigen Hausärzten, während in anderen Gebieten mehr Fachärzte ansässig sind, „als für eine gute Versorgung benötigt würden“. Über den konkreten Bedarf an niedergelassenen Medizinern gehen die Meinungen allerdings je nach Interessenlage auseinander. So legte die Kassenärztliche Bundesvereinigung Donnerstag Daten vor, wonach bundesweit 2600 Hausarzt- und 2000 Facharztpraxen unbesetzt sind.

Laut GKV-Spitzenverband ist dabei allerdings ein Versorgungsgrad von 110 Prozent unterstellt. Auf der Basis einer angestrebten Versorgung von 100 Prozent in allen Gebieten würden nur 974 Hausärzte zusätzlich benötigt. Gleichzeitig seien in den überversorgten Regionen aber 2162 Hausärzte zu viel zugelassen, argumentierte die Kassen-Lobby.

Patienten, die zu Opfern der Versorgungslücken werden, dürften solche Zahlenspiele kaum trösten. Zumal sich die Situation künftig noch verschärfen könnte. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung werden allein bis 2020 rund 51 000 Ärzte altersbedingt ausscheiden. Und gerade in dünn besiedelten Regionen fällt es älteren Medizinern zunehmend schwer, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden.

Auf der anderen Seite wurden 2012 lediglich 1197 Allgemeinmediziner neu zugelassen. Dass da eine Zeitbombe tickt, ist auch der Bundesregierung nicht verborgen geblieben. Laut Koalitionsvereinbarung sollen die Anreize zur ärztlichen Niederlassung in unterversorgten Gebieten weiter ausgebaut werden.

Von Stackelberg lobte die politischen Anstrengungen, hielt sie aber noch nicht für ausreichend. So müsse es interessierten Ärzten erleichtert werden, auch als Angestellte in ihrem Beruf zu arbeiten. „Die fachärztliche Einzelpraxis kann nicht das Standardmodell für die Zukunft sein“, sagte von Stackelberg.

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