Kanzlerin Merkel gibt sich bei Regierungsbefragung kühl
Kanzlerin Merkel präsentiert sich bei ihrer ersten Regierungsbefragung schwer greifbar. Das enge Zeitkorsett kommt ihr dabei entgegen.
Berlin. Die Uhren ticken gnadenlos rückwärts. Jeweils eine links und rechts der „fetten Henne“, wie der riesige Bundesadler hinter dem Präsidium genannt wird. Und eine über dem Haupteingang zum Plenarsaal. Nur 60 Sekunden hat die Kanzlerin für eine Antwort — eine Lichtanlage leuchtet auch noch grün, dann gelb, dann grell rot. Auch die Fragen dürfen nicht länger dauern. Als Angela Merkel nach etwas mehr als einer Stunde 30mal die Uhr fest im Blick gehabt hat, grinst sie und sagt: „So schade wie es ist, es ist halt zu Ende.“ Geschafft. Aber nicht erschöpft.
Christian Lindner, FDP-Fraktionschef, bewertet danach den Merkel-Auftritt gegenüber unserer Redaktion so: „Wie immer.“ Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin Britta Hasselmann sagt: „Unspektakulär.“ Jan Korte, Linken-Fraktionsvize, erklärt: „War eine gute Sache.“ Irgendwie sind alle mehr oder minder doch zufrieden mit der Premiere der Kanzlerin-Befragung im Bundestag, die künftig dreimal im Jahr stattfinden soll. Mit Ausnahme der AfD, die versucht hat, Merkel mit ihren Fragen frontal zu attackieren. Mit wenig Erfolg.
Wann sie endlich persönliche Konsequenzen aus ihrer gescheiterten Flüchtlingspolitik ziehe, ätzt zum Beispiel AfD-Mann Gottfried Curio. „Wann treten Sie zurück?“ Die Kanzlerin bleibt ungerührt, sie lässt sich nicht provozieren. In der humanitären Ausnahmesituation des Jahres 2015 habe sich Deutschland „sehr verantwortungsvoll verhalten“, antwortet sie ruhig. CDU-Mann Peter Tauber twittert darauf hin: „Die Regierungsbefragung scheint ja wie gemacht für die Chefin.“ Das trifft es ziemlich genau. Im Vorfeld hatte man gerade bei der Union die Sorge, der AfD eine Bühne zu bieten, um die Kanzlerin vorzuführen. Deswegen waren die Abgeordneten aufgefordert fordern, mit Präsenz und Applaus dagegen zu halten.