Käßmann predigt wieder

Hannover (dpa) - Besucheransturm zu einem Gottesdienst mit Margot Käßmann (53) in Hannover: Erstmals nach zwei Jahren hat die ehemalige Landesbischöfin wieder in der Marktkirche gepredigt. Mehr als 1000 Menschen wollten die prominente Theologin hören.

In der Marktkirche hatte sie zuletzt im Mai 2010 gesprochen, nach ihrem Rücktritt wegen einer Trunkenheitsfahrt. Mit der Frage „Wer war schon einmal im Gefängnis?“ startete Käßmann ihre Predigt, in der sie auch aktuelle politische Themen aufgriff. „Der Gedanke von Freiheit ist politisch gefährlich, er greift autoritäre Regime an“, sagte die Ex-Bischöfin und nannte unter anderem China und den Künstler Ai WeiWei, der aufgrund kritischer Äußerungen in Haft saß. Sie kritisierte, dass Menschen von einem Regime weggedrückt und mundtot gemacht werden.

Käßmann betonte zugleich, dass Lebenslust Christen kennzeichnen solle, diese sollten nicht das Leid suchen. Die Theologin wünscht sich in der Kirche mehr Gelassenheit. Wichtig ist ihr auch Wahrhaftigkeit. „Menschen versagen und sind fehlbar - selbst in der Marktkirche Hannover soll es das geben“, sagte sie in Anlehnung an ihre Alkoholfahrt und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Ihre Predigt wurde mehrfach durch spontanen Beifall unterbrochen - für einen Gottesdienst eher unüblich.

Vor knapp einem Jahr war Käßmann in der Marktkirche verabschiedet worden, Ralf Meister ist seitdem neuer Landesbischof von Hannover. Im April übernimmt die 53-Jährige wieder ein wichtiges Amt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Sie wird Botschafterin für das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017.

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