Gregor Gysi: „Gabriel kennt meine Nummer“

Gregor Gysi ist gegen eine Tolerierung von Rot-Grün.

Berlin. Im Interview erläuterte der Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, seine Meinung zu Koalitionen und Syrien.

Herr Gysi, keine Partei will mit der Linken koalieren. Frustriert Sie das?

Gregor Gysi: Ehrlich gesagt, daran habe ich mich gewöhnt. Ansonsten müsste ich permanent frustriert durchs Leben laufen. Und das können Sie ja wohl nicht ernsthaft behaupten.

Werden Sie der SPD ein Angebot machen, wenn es rechnerisch für ein rot-rot-grünes Bündnis reicht?

Gysi: Wenn schon, dann soll Sigmar Gabriel zum Telefon greifen. Er kennt meine Nummer. Ich bin der Ältere (lacht).

Ihr Parteivorsitzender, Bernd Riexinger, schließt die Tolerierung einer rot-grünen Minderheitsregierung nicht aus. Wie sehen Sie das?

Gysi: Es geht um die Verantwortung für ein ganzes Land, da müssen Mehrheiten und Verantwortung klar sein. Man muss den Bürgern klipp und klar sagen, ob die Linke nun Regierung oder Opposition ist. Wir sind uns in der Führung einig: So etwas Halbgewalktes wie eine Tolerierung ist nicht verantwortbar, und unsere Partei verlöre nur.

Die Linke macht nur Politik für Hartz-IV-Betroffene?

Gysi: Irrtum, wir sind sehr viel breiter aufgestellt. Nur um ein Beispiel zu nennen: Wir fordern Steuergerechtigkeit, und dazu gehören nicht nur Steuererhöhungen, sondern auch Steuersenkungen. Wir wollen den so genannten Mittelstandsbauch bei der Einkommensteuer komplett beseitigen, weil es nicht mehr länger akzeptabel ist, dass diese Gesellschaft von der Mitte praktisch allein finanziert wird.

Die USA und Großbritannien bereiten einen Militärschlag gegen Syrien vor. Kann Deutschland angesichts der schrecklichen Bilder über den Giftgasangriff abseits stehen?

Gysi: Ein Einsatz von chemischen Waffen erfordert, die Verantwortlichen zu ermitteln und sie vor den Internationalen Gerichtshof zu stellen. Diese Möglichkeit kommt irgendwann bestimmt. Jeder Militärschlag kann zu einer unbeherrschbaren Katastrophe führen, zu einem Flächenbrand.

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