Berlin. Göring-Eckardt: „Personell hat die CDU ein Ausrufezeichen gesetzt“

Berlin · Interview Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt spricht im Interview über die CDU unter Kramp-Karrenbauer und was sie von der neuen CDU-Vorsitzenden erwartet.

Fordert von der CDU „klare Positionen zu den großen Zukunftsfragen“: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.

Fordert von der CDU „klare Positionen zu den großen Zukunftsfragen“: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.

Foto: dpa/Peter Endig

Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, begrüßt die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Vorsitzenden. Die Union habe damit ein personelles Ausrufezeichen gesetzt. Programmatisch erwarte sie allerdings nicht viel Neues, sagte Göring-Eckardt im Gespräch mit unserer Zeitung.

Frau Göring-Eckardt, ist die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer ein Aufbruch oder ein „Weiter so“ der CDU?

Katrin Göring-Eckardt: Es ist gut, dass es insofern eine Kontinuität gibt, dass mit Annegret Kramp-Karrenbauer wieder eine Frau an der Spitze der CDU steht. Nach der Entscheidung sollte die CDU die Regierungsarbeit nun endlich wieder zum Laufen bringen. Zu tun gibt es genug: echter Klimaschutz, der Zusammenhalt der Gesellschaft, Digitalisierung oder der Kampf gegen Kinderarmut, übrigens auch das weitere Zusammenwachsen von Ost und West. Ich bin auf ihre Antworten gespannt.

Gehen Sie davon aus, dass frustrierte Merz-Anhänger auf Rache sinnen?

Göring-Eckardt: Rache ist in der Politik wie im Leben keine gute Motivation. Aber das alles ist jetzt eine innere Angelegenheit der CDU und dort zu klären. Mir wäre nur wichtig, dass sich die CDU jetzt der Wirklichkeit außerhalb der Partei zuwendet. Zu tun gibt es da genug.

„AKK“ will zu den Grünen abgewanderte Unionsanhänger zurückgewinnen. Ist das eine Kampfansage?

Göring-Eckardt: Ich kann mit Vokabeln wie „Kampf“ wenig anfangen. Grüne und CDU/CSU stehen im politischen Wettbewerb, und den möchte ich fair führen. Personell hat die CDU ein Ausrufezeichen gesetzt. Aber programmatisch erwarte ich von der Partei momentan nicht viel Neues – eher im Gegenteil. Der Parteitag tagt zeitgleich zur UN-Weltklimakonferenz, und das Einzige, was die CDU zu diesem Thema macht, ist ein Antrag, um der Deutschen Umwelthilfe die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Eine Organisation, die sich mit Rechtsmitteln für saubere Luft einsetzt! Wer weiterhin Politik allein für die Autolobby und nicht für die Menschen macht, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

Was erwarten Sie denn inhaltlich von der neuen CDU-Chefin?

Göring-Eckardt: Wahrscheinlich ist, dass Frau Kramp-Karrenbauer auf ihre Kritiker einen Schritt zugehen wird. Das hat sie mit der Wahl von Paul Ziemiak und ihrem öffentlichen Festhalten am Informationsverbot für Schwangerschaftsabbrüche auch schon aktenkundig gemacht. Aber von einer CDU, die die Zeichen der Zeit erkennt, erwarte ich klare Positionen zu den großen Zukunftsfragen, zum Beispiel einen ambitionierten Kampf gegen die Klimakrise, eine Landwirtschaft, die gesund ist für Mensch und Tier sowie eine soziale Politik, die nicht länger hinnimmt, dass jedes fünfte Kind in Armut lebt und Rentnerinnen in Ostdeutschland Zukunftsangst haben.

Wird mit Kramp-Karrenbauer Schwarz-Grün wahrscheinlicher – oder Jamaika?

Göring-Eckardt: Unabhängig vom Zustand der anderen Parteien gilt: Jede Regierung mit Grün ist besser als eine ohne.

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