Notfälle im Bundestag : Gleich zwei Abgeordnete zusammengebrochen - macht Politik krank?
Berlin Schreck-Momente im Bundestag: Binnen weniger Stunden sind gleich zwei Abgeordnete im Plenum zusammengebrochen. Liegt das an den hohen Arbeitsbelastungen? Änderungen im parlamentarischen Ablauf sind bereits geplant.
Ralph Brinkhaus, Chef der Unionsfraktion, nahm am Freitag seinen Redeauftritt zum Anlass, um noch einmal an die Schock-Sekunden vom Vortag zu erinnern. Abgeordnete seien auch nur Menschen und verfügten über eine „begrenzte Belastbarkeit“, sagte Brinkhaus. Inzwischen gehe es beiden Parlamentariern aber wieder besser, so der Christdemokrat.
Am Donnerstagvormittag war der Essener Abgeordnete Matthias Hauer (41/CDU)) am Rednerpult ins Stocken geraten und musste ärztlich versorgt werden. Am frühen Abend erlitt die Linken-Politikerin Simone Barrientos (56) dann auf dem Weg zur Abstimmungsurne einen Schwächeanfall. In beiden Fällen wurde die Sitzung unterbrochen. Und das nicht zum ersten Mal. Manche Abgeordnete erinnern sich noch an den Juni 2013. Damals hatte die Linken-Parlamentarierin Agnes Alpers nach ihrer Rede im Plenum einen Schlaganfall erlitten, der am Ende zu einer dauerhaften Behinderung führte. Auch besonders prominente Politiker kämpfen mit gesundheitlichen Problemen. Bis vor ein paar Wochen sorgten die Zitteranfälle von Angela Merkel (CDU) für Aufregung. Bis heute ist unklar, wie es tatsächlich um den Gesundheitszustand der Kanzlerin steht. Dagegen räumte Linkfraktionschefin Sahra Wagenknecht offen einen „Burn-out“ ein. Vor allem deshalb zog sie sich politisch weitgehend zurück.
Nach Einschätzung des SPD-Gesundheitsfachmanns Karl Lauterbach gehen Politiker dann auch einem sehr ungesunden Beruf nach. „Das Stressniveau ist erheblich. Spitzpolitiker kommen auf eine Arbeitszeit zwischen 70 und 90 Stunden pro Woche. Und am Wochenende geht es weiter“, sagte Lauterbach unserer Redaktion. Es gebe viele Nachtsitzungen, viele Termine, die nach Mitternacht endeten, aber anschließend auch schon wieder am frühen Morgen beginnen würden, so Lauterbach.