Gezielte Gewalt gegen Flüchtlinge?

Jetzt gerät der Heimbetreiber ins Visier der Staatsanwaltschaft. Wachleute behaupten, dass er von Angriffen wusste.

Düsseldorf. Neuer Verdacht im NRW-Flüchtlingsskandal: Die Drangsalierung von Bewohnern durch private Sicherheitsleute in der Burbacher Flüchtlingsunterkunft hatte möglicherweise System. Gegenüber dem WDR-Magazin „Westpol“ behaupten Wachleute, dass gewalttätige Übergriffe gegenüber Flüchtlingen mit Wissen und teilweise sogar auf Veranlassung des Betreibers European Homecare (EHC) erfolgt seien. Damit sollten Bewohner bestraft werden, die sich nicht an die Anweisungen hielten. EHC bestreitet die Vorwürfe. Man habe im Vorfeld nichts von den Übergriffen gewusst.

Die Staatsanwaltschaft hat gestern die Essener Zentrale von EHC durchsucht. Dabei sei gezielt nach Beweisen zu möglichen Misshandlungen in Burbach gesucht worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Siegen, Johannes Daheim.

Erstmals äußerte der Geschäftsführer des beschuldigten Sicherheitsunternehmens SKI, Walter Stilper, Kritik am Heimbetreiber. Das sogenannte „Problemzimmer“, in dem mindestens ein Flüchtling gequält worden sein soll, soll mit Billigung der Heimleitung eingerichtet worden sein.

„Wir hätten dort 14-Jährige einsperren sollen oder auch Frauen — das ist doch vollkommen krank“, sagte Stilper. Er habe das Zimmer verboten. Zudem hätten gerade Anweisungen des Heimpersonals zu Ausschreitungen geführt. Muslimen etwa sei untersagt worden, sich während des Ramadans nach 22 Uhr eine Mahlzeit zuzubereiten.

Die CDU-Opposition im Landtag forderte von der Landesregierung unterdessen 60 Millionen Euro zusätzlich für die Unterbringung von Flüchtlingen durch die Kommunen.

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