„Generationen-Manifest“: Ist die Politik mutlos und halbherzig?

Bündnis aus Prominenten, Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern stellt Forderungen.

Berlin. „Wir machen uns Sorgen. Große Sorgen.“ In dem so überschriebenen „Generationen-Manifest“ werfen Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter und Prominente Regierung und Parteien vor, die Energiewende und den Umbau des Bildungssystems zu verschlafen. Dreieinhalb Monate vor der Bundestagswahl wollen sie Demos organisieren und eine Bewegung anstoßen — auch Prominente wie Marius Müller-Westernhagen und Benno Fürmann (41) sind dabei. Der Vater einer Tochter urteilte so über die Politiker: „Da geht einfach mehr.“

Die in dem Bündnis zusammengeschlossenen Bürger eint die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder und die uralte Frage: „Wie wollen wir in Zukunft leben?“ Ihre Antworten haben sie in zehn Warnungen und zehn Forderungen aufgeschrieben. Auch wenn die Initiatoren nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse verweisen, so kritisieren Studien eine mangelnde Generationengerechtigkeit. Durch Verschuldung und Umweltfrevel gefährdeten die Industrienationen die Zukunft der nächsten Generationen, hieß es etwa in einer Studie der Bertelsmann Stiftung. In Deutschland habe jedes Kind rechnerisch 192 000 Euro Schulden.

Bis zur Bundestagswahl am 22. September rechnet die Mitinitiatorin des Manifests, die Unternehmerin und Buchautorin Claudia Langer, mit einer breiten Resonanz aus der Bevölkerung. Zwar nannte sie das Vorhaben „schwierig und groß“, bis zur Wahl will sie aber 100 000 Unterschriften sammeln und vorher alle Parteien zu einem „Generationen-Gipfel“ einladen.

In dem Appell an die Politik ist unter anderem zu lesen: „Die Bekämpfung des Klimawandels muss als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen werden.“ Deutlich beklagen die Initiatoren auch, die Politiker spalteten durch ihre Tatenlosigkeit die Gesellschaft. „Die Regierenden regieren an uns Bürgern vorbei“, heißt es weiter. Die frühere Bundespräsidenten-Kandidatin Gesine Schwan als Unterstützerin der Erklärung sprach von einer Entpolitisierung der Gesellschaft.

Aus Sicht der Autoren des „Generationen-Manifests“ aber gehen auch die Bildungsreformen und die Energiewende nicht schnell genug voran. Es mangele an Mut zur radikalen Veränderung, beklagten sie. Schauspieler Fürmann sagte es so: „Ich finde, dass wir so einschläfernd und lähmend vor uns hintuckern. Ich finde, wir leben am Zeitgeist vorbei, wir können mehr tun.“

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