Einbruchsschutz GdP-Vize Radek zu Wachpolizisten: "Mit der Waffe im Kiez - da wird mir unwohl"

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht den Vorschlag von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) kritisch, künftig vermehrt Wachpolizisten für den Einbruchsschutz einzusetzen. Der Polizeiberuf sei "komplexer und anspruchsvoller", so GdP-Vize Jörg Radek im Gespräch mit unserer Zeitung.

Jörg Radek: "Polizisten müssen endlich von den vielen Verwaltungstätigkeiten befreit werden, damit mehr Beamte auf der Straße ihren Dienst versehen können." - Archivbild.

Jörg Radek: "Polizisten müssen endlich von den vielen Verwaltungstätigkeiten befreit werden, damit mehr Beamte auf der Straße ihren Dienst versehen können." - Archivbild.

Foto: Uli Deck

Herr Radek, ist die Idee, künftig Wachpolizisten für den Einbruchsschutz einzusetzen, sinnvoll?

Jörg Radek: Ich bin da sehr skeptisch. Ein Polizist wird so auf einen Melder reduziert. Der Polizeiberuf ist aber komplexer und anspruchsvoller, als dass er durch Hilfspolizisten erledigt werden könnte. Außerdem haben wir eine Polizeiausbildung, auf die wir sehr stolz sind. Und die soll jetzt durch ein Schnellverfahren in Frage gestellt werden, weil es einen Personalmangel gibt, den die Politik zu verantworten hat.

Trotzdem: Mehr Sicherheit für den Bürger wäre doch die Folge, oder?

Jörg Radek: Die Bürger werden noch ganz andere Ansprüche an einen uniformierten Wachpolizisten stellen, die er dann gar nicht erfüllen kann. Was ist, wenn in dem Viertel, wo derjenige für den Einbruchsschutz sorgen soll, plötzlich ein Fall von häuslicher Gewalt auftritt? Dafür ist der Wachpolizist dann nicht mehr ausgebildet. Darin liegt die Gefahr. Die Verfolgung einer Straftat, was die Menschen ebenfalls erwarten, kann er auch nicht leisten.

Ist die Bewaffnung von Wachpolizisten aus ihrer Sicht problematisch?

Jörg Radek: Mir wird unwohl bei dem Gedanken, dass man nach einer dreimonatigen Ausbildung schon mit einer Waffe im Kiez Streife gehen soll. Eine normale Polizeiausbildung dauert zweieinhalb Jahre. Und gerade beim Thema Waffen sind viele Dinge wichtig, wie rechtliche Grundlagen, bevor es überhaupt an die Handhabung geht. Nein, die Ausbildung für den Schusswaffeneinsatz muss wie bisher umfassend bleiben, da es sich bei einem Gebrauch der Waffe um die Ultima Ratio schlechthin für Polizisten handelt.

Was schlagen Sie denn vor, um Bürger besser zu schützen?

Jörg Radek: Polizisten müssen endlich von den vielen Verwaltungstätigkeiten befreit werden, damit mehr Beamte auf der Straße ihren Dienst versehen können. Im Verwaltungsbereich ist in den letzten Jahren viel Personal eingespart und die Arbeit auf die Beamten verlagert worden. Wenn sich das wieder ändert, können mehr Polizisten auch wieder in ihren originären Bereichen der Gefahrenabwehr und Strafverfolgung tätig werden.

Aber rasch hilft das nicht. Könnte mehr Videoüberwachung in Wohnsiedlungen nützlich sein?

Jörg Radek:
Zur passiven Aufrüstung gehört die Videoüberwachung dazu. Aber der Staat muss den Bürgern auch finanziell helfen, ihr Eigentum besser schützen zu können. Dazu gibt es bereits ein Förderprogramm. Das sind Ansätze, die dazu beitragen können, Einbrüche zu verhindern.

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